Archiv für den Tag: 9. November 2013

Zwischen 1933 und 1945 ermordet

Auch Hildener unter den Tätern

Nicht „im deutschen Namen“ und auch nicht von irgendwelchen anonymen „Nazis“, sondern von Deutschen – auch aus Hilden – wurden Hildener zwischen 1933 und 1945 verfolgt und ermordet.

hildenBLOG gedenkt:

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Arbeitskreis_Stolpersteine

„(…) keinerlei Personalressourcen zur Verfügung“

Kein „Aktionswochende“ zur 75. Wiederkehr der Pogromnacht

Am 10. April stand dieser Antrag auf der Tagesordung des Rates

Die Stadt Hilden gedenkt mit einem Aktionswochenende unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters der 75. Wiederkehr der Pogromnacht am 9.11.1938 und setzt im November 2013 die im Jahr 2008 mit der Aktionswoche ,‘Wir gegen rechts – Eine Woche für Hilden und gegen das Vergessen‘‘ so beeindruckend entwickelte Erinnerungskultur fort.

Das Veranstaltungswochenende soll der Bevölkerung, insbesondere Jugendlichen der Stadt, Möglichkeiten zum demokratischen Engagement und zur Partizipation aufzeigen. Dazu gehören zum Beispiel kulturelle Darbietungen und Ausstellungen, die einen direkten Bezug zur Pogromnacht 1938 haben und eine aktive Auseinandersetzung besonders mit der lokalen Geschichte ermöglichen.

Bei der Vorbereitung des Aktionswochenendes sind Schulen, Einrichtungen, Kirchen, Verbände und Organisationen zur Mitarbeit einzuladen, um mit ihren Ideen und Beiträgen auf der Grundlage eines breiten gesellschaftlichen Konsenses ein würdiges Erinnern in der gesamten Stadt zu unterstützen.“

Zur Begründung hatten die Antragsteller unter anderem ausgeführt:

Vor nunmehr 75 Jahren hat die Judenverfolgung in Hilden ganz besonderes grausam gewütet. Die Menschenfeindlichkeit von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass hatte in unserer Stadt in besonderes teuflisches Gesicht.

Um auch Jugendlichen die schrecklichen Folgen des damaligen Verfolgungswahns aufzuzeigen und die Gefahren jeglichen radikalen Fanatismus ins Bewusstsein zu rücken, sind vor allem junge Menschen, wie zum Beispiel das Jugendparlament, in Vorbereitung und Durchführung des Veranstaltungswochenendes einzubeziehen.“

Über diesen Antrag hat der Rat nicht abgestimmt.

Hildens Stadtverwaltung hatte auf einen Arbeitskreis und vier Arbeitsteams des Jugendparlaments hingewiesen, eine darauf aufbauende Wanderausstellung „um den 9.11.2013“ angekündigt und ausgeführt, das Jugendparlament beschäftige sich „jährlich mit der Thematik ‚Nationalsozialismus‘ bzw. ‚Rassismus‘, und zwar „unabhängig von ‚runden‘ Jahrestagen.“

Die Erinnerung an Mord und Totschlag in Hilden. Begangen von Hildenern an Hildenern auch auf offener Straße. Nicht mehr als ein „runder Jahrestag“?!

Dass Rathaus und Rat sich offensichtlich nicht in der Verantwortung gesehen haben und sehen, öffentlich und wahrnehmbar als STADT HILDEN derer zu gedenken, die in Hilden vor 75 Jahren unter tatkräftiger Beteiligung „ehrbarer“ Bürger ermordet worden waren, wird deutlich, wenn man diese Zeilen liest:

„Es stehen keinerlei Personalressourcen zur Verfügung. Die Umsetzung eines solchen Projektes, insbesondere mit diesem kurzen zeitlichen Vorlauf (in 2008 standen 12 Monate zur Verfügung, aktuell nur 6 Monate) benötigt ausreichend Personalkapazitäten. Die Projekt-Planungen und somit der Personaleinsatz für das laufende Jahr sind jedoch längst abgeschlossen, d.h. die in Frage kommenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zeitlich und inhaltlich bereits anderweitig gebunden.

(…)

Dies gilt im Übrigen nicht nur für das Fachamt, sondern auch für beteiligte Organisationen und weitere Ämter, wie bspw. das Kulturamt. Aber auch für externe Partner wie Künstler, Autoren, etc.

(…)

Die Umsetzung wäre nur möglich, wenn zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt werden würde. Hier ist aufgrund von Erfahrungswerten von mindestens 10 Wochenstunden zur Vorbereitung auszugehen. Hinzu käme, je nach Veranstaltungen und Aktionen nochmal ein hoher Personaleinsatz in unmittelbarer Vorbereitung und bei der Durchführung und auch Nachbereitung des Wochenendes. Nach einer überschlägigen Schätzung ist hier mit Mitteln in Höhe von ca. 6000 € zu rechnen.

(…)

Es stehen keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Veranstaltungswoche in 2008 hatte einen Finanzierungsbedarf von knapp 27.000 €. Wie hoch die Kosten für ein Veranstaltungswochenende wären, kann nicht qualifiziert geschätzt werden, da dies maßgeblich von den Inhalten abhängt. Kosten entstehen jedoch für Flyer, Plakate, Honorare für Referenten, Musiker, Künstler etc. Es muss mit Kosten in Höhe von ca. 7.000-10.000 € gerechnet werden.“

Da auch nach Auffassung des Antragstellers „die geplanten Aktionen des Jugendparlaments und des Kulturamtes, die bislang in diesem Umfang nicht bekannt gewesen waren, beeindruckend (seien)“ , wurde dieser Antrag als erledigt betrachtet und zurückgezogen.

Einen Hinweis auf ein öffentliches Gedenken an die Hildener Opfer der Pogromnacht des 8./9.11.1938 gibt es auf der Homepage der Stadt nicht.

Die Kranzniederlegung am Gedenkstein, der hinter der Stadthalle so versteckt liegt, dass er übersehen wird, wurde ebenfalls nicht angekündigt.

Noch einmal Hildens Bürgermeister Horst Thiele in kaltem Verwaltungsdeutsch, das ihm ein anderer zur Unterschrift vorgelegt hatte::

„Die bestehenden Planungen (…) stellen aus Sicht der Verwaltung ein adäquates Gedenken, Erinnern und vor allem auch aktives Auseinandersetzen mit dem dunklen Kapitel deutscher Geschichte dar.“

Es ist ja kein „Volkstrauertag“, an dem – mit Ankündigung in der Lokalpresse – Jahr für Jahr.unterschiedslos der Täter und Opfer gedacht wird, von denen viele gestolpert und anschließend „gefallen“ sein müssen.

Das ist offenbar „ein adäquates Gedenken“… Wer so schreibt, denkt auch so.