RP-Hilden: Eine Meinung fehlt…

Bommermann bescheinigt Stadt „solides Wirtschaften“

Hinter der eher langweilig klingenden Überschrift „Soli: Städteübergreifender Widerstand“ hat die RP-Hilden heute erstmals deutlich gemacht, wie sie ab jetzt mit sechs Fraktionen im Rat umzugehen gedenkt: Mindestens eine wird totgeschwiegen und dafür eine andere, die es noch gar nicht gibt, wird hofiert.

Und das geht so: CDU und SPD sind mit jeweils zwei Zitaten dabei, wobei jeweils eines von der hiesigen Fraktionsvorsitzenden stammt, die – im Falle der SPD – als „Bewerberin auf das Bürgermeisteramt“ in Erinnerung gerufen wird.

Für die FDP darf deren stellvertretender Landrat ein Gesetz kritisieren, dem seine Parteifreunde im Landtag zur Mehrheit verholfen hatten. Und für die „Grünen Lokalpolitiker“, deren Freunde im Landtag zu den Urhebern dieser Umlage gehören, darf der hiesige Fraktionsvorsitzende für den Fall des Scheiterns dieses Gesetzes vor einer Völkerwanderung „aus den armen Städten weg und (…) zu uns in den Kreis Mettmann“ warnen.

Nachdem dem Parteienproporz Rechnung so getragen worden ist, wendet die RP-online sich den im Rat vertretenen Wählergemeinschaften zu. Sollte man meinen. Dem ist aber nicht so. Denn von der seit 1999 im Rat vertretenen „Bürgeraktion“ findet sich im Artikel keine Aussage. Da sind wahrscheinlich alle Handy-Netze zusammengebrochen…

Aber, hallo, da ist ja doch einer, den die „RP-Hilden“ nach seiner Meinung gefragt hat. Herr Bommermann, von der RP ohne akademisches Ornat präsentiert, darf reden. Allerdings nicht als Funktions- und Mandatsträger, sondern als „Mitglied der gerade erst gegründeten Wählergemeinschaft“. Hatte die RP ihn per Zufallsgenerator ausgewählt? Man stelle sich vor, die RP hätte ein anderes Mitglied angerufen!

Und Bommermann, der unbestrittene Zaunkönig unter den Wendehälsen, enttäuscht die Erwartungen nicht. Einmal mehr zeigt er, dass er nicht mehr seiner Meinung ist, wenn es ihm sein grenzenloser Opportunismus nahelegt, denn er sagt: „Da wird eine überzogene Solidarität verlangt, und wir werden bestraft für solides Wirtschaften.“

Nanu, Bommermann, der noch im Frühjahr 2013 als dUH-Fraktionschef den Haushaltsplan nebst Finanzplanung von Bürgermeister Thiele im Rat kritisiert und abgelehnt hatte, bescheinigt der Stadtverwaltung auf einmal „solides Wirtschaften“? Ist ihm diese Erkenntnis erst jetzt gekommen oder robbt er sich an die Genossen ran?

EIn Bekenntnis zur Solidarität wäre Bommermann wie ein Anruf zur Weltrevolution vorgekommen. So etwas könnte man von ihm wirklich nicht verlangen.

Dass die RP-Hilden bei dem von ihr befragten „Mitglied der gerade erst gegründeten Wählergemeinschaft“ nicht nachgehakt hat, versteht sich von selbst. Kritischer Journalismus setzt Lust auf Recherche und mindestens ein gutes Gedächtnis voraus.

Wer nicht nachdenkt und nachhakt, dessen Artikel schreiben sich einfach schneller.