Alles unter Kontrolle

Heute: Der Seniorenbeirat

Eines muss man den Genossen im Rathaus lassen: Sie haben es über Jahre hinweg geschafft, sich mit einem Netzwerk von Vereinen zu umgeben, in denen sie Einfluss ausüben oder zumindest ihnen sehr gewogene Vorstandsmitglieder tätig sind.

Erst kürzllich konnte ein Genosse den stellvertretenden Vorsitz in Hildens ältestem Fußballverein erklimmen und dort dafür sorgen, dass niemals vergessen wird, wer im Hildener Rathaus regiert.

In Hilden leben über 25.000 über 50jährige Menschen. Als deren Interessenvertretung gilt der Seniorenbeirat, der allerdings von den meisten, die er vertreten soll oder zu vertreten beansprucht, nicht gewählt werden kann.

Denn nicht in allgemeiner, gleicher, direkter und geheimer Wahl werden die elf Damen und Herren ausgesiebt, die den Seniorenbeirat bilden, sondern „Delegierte“ aus Senioreneinrichtungen, Bürgervereinen und in der Seniorenarbeit tätigen Vereinen und Verbände stimmen ab – meistens alternativlos.

Es darf als gesichert gelten, dass diese „Delegierten“ nach einem knallharten, informativen Wahlkampf ebenfalls in geheimer Wahl zu ihrem Mandat kommen. Da wird nichts und niemand handverlesen!

Der so installierte Seniorenbeirat amtiert für vier Jahre. Zuletzt wurde er im März 2012 gewählt. Fast niemand der 25.000 über 50-Jährigen in Hilden hatte das mitbekommen. Das war ja auch nicht gewolllt, denn es galt und gilt ja, dem Rathaus genehme, ergebene und – bestenfalls – als Stichwortgeber auffällige Personen auf diese Weise zu „wählen“.

Das hat auch wieder ganz hervorragend geklappt. Als Vorsitzenden dieser intimen Runde haben die elf Beiratsmitglieder dann auch einen Mann abgenickt, der völlig unverdächtig ist, sich auch nur in einer einzigen Frage anders zu positionieren als man das im Rathaus wünscht: Gerd Wimmershoff.

Der neue Vorsitzende des Seniorenbeirats war bis vor rund elf Jahren Personaldezernent bei der Stadtverwaltung. Ein relativ hohes Tier also. Eine andere Meinung zu haben als die ihm bekannte oder emotional erfühlte des Rathauschefs – mag er nun Günter oder Horst heißen – wäre diesem Vorsitzenden schon konstitutionell unmöglich.

So war es auch kein Wunder, dass Herr Wimmershoff am vergangenen Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss ins Horn des SPD-geführten Rathauses blies und forderte, auf dem Gelände der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule „schnell“ Wohnungen zu errichten, die „möglichst barrierfrei“ sein sollten. „Möglichst“…jaja

Dieser sogenannte Vertreter des Seniorenbeirats, der, objektiv betrachtet, nur eine verschwindend geringe Minderheit der über 50-Jährigen in Hilden vertritt, war monatelang durch Schweigen aufgefallen. Als Rathaus und Ratsmehrheit das „Jueck“-Grundstück privatisierten statt die städtische Wohnungsbaugesellschaft darauf seniorengerechte Wohnungen errichten zu lassen, hatte Herr Wimmershoff nichts dagegen.

Und der Vorsitzende schwieg auch zum Schicksal eines Antrags einer Arbeitsgruppe des Seniorenbeirats, auf dem Gelände der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule 30 % öffentlich geförderten Wohnraum zu errichten. Im Fachausschuss hatten Rathaus und Mehrheit der Ausschussmitglieder die Antragsteller so lange mürbe geredet bis diese auf ihre Forderung verzichteten.

Im Stadtentwicklungsausschuss war die Zurückhaltung des Seniorenbeiratsvorsitzenden verschwunden. Hier verstärkte er die Ablehnungsfront gegen den Bürgerantrag des BUND und anderer und wollte, einmal groß in Fahrt gekommen, auch noch als Vertreter des Behindertenbeirats sprechen, dessen Vorsitzender physisch anwesend war.

Damit im Seniorenbeirat wirklich nichts anbrennen kann, hat man für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Vorsitzende einmal verhindert sein sollte, für eine Stellvertretung gesorgt, die der SPD in jeder Hinsicht Recht ist: Hiltrut Stegmaier, langjährige SPD-Ratsfrau und frühere Gschäftsführerin der SPD-Ratsfraktion.