Alles nur geklaut!

Das alliierte „Modell Oberhausen“

Als Rentner hat man viel Zeit: Man kann beispielsweise lange und ausführlich die Zeitung lesen. Das ist auch gut so. Lesen bildet. Wenn man sich dann auch noch in der Kommunalpolitik tummelt, kann es vorkommen, dass man auf einen Artikel stößt, der einen elektrisiert:

„Das wäre doch was für Hilden!“, denkt man sich und überlegt, wie man aus einem Zeitungsbericht einen Antrag für den Rat machen kann. Auch das ist völlig in Ordnung. Das Rad wird ja auch nicht täglich neu erfunden.

So oder so ähnlich muss man sich die Geburtsstunde eines Antrags vorstellen, den der „Alliierte“ Friedhelm Burchartz im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz am 9. Oktober vorlesen ließ – nachdem die Vorsitzende die Sitzung bereits geschlossen hatte.

Dieser Antrag ist ein Gemeinschaftswerk echter „Alliierter“: Die Anregung dazu lieferte der Friedhelm, den Text komponierte der zurzeit den Rat schwänzende Peter Schnatenberg („Peter, schreib da mal was!“) und vortragen musste diese kleine Perle deutscher Ratsprosa der „sachkundige Bürger“ Rudolf Bergner.

Der Friedhelm möchte den Bürgermeister mit der Prüfung beauftragen, ob das zum 1. Oktober 2013 in Oberhausen eingeführte neue Modell für das Einsammeln/Entsorgung von Elektrogeräten (Elektroschrott) auch in Hilden übernommen werden könnte.

Es wäre nicht ungewöhnlich, würde die Stadtverwaltung diesen Antrag direkt an den Bauhof weiterleiten, ohne eine Beschlussfassung des Rates oder eines Ausschusses abzuwarten, denn im Bauhof hat man viel bezahlte (Pausen-)Zeit.

In Oberhausen hat man für große Elektrogeräte (Faustregel: größer als ein Bierkasten) ein Abrufsystem mit Vollservice eingeführt. Für diese Elektroaltgeräte (stromlos) wird ein Abholtermin aus der Wohnung/dem Haus mit einem Zeitfenster „vormittags / nachmittags“ am Tag der Sperrmüllabfuhr vereinbart.

Die Stadt Oberhausen hat auch ihre Müllabfuhr teilprivatisiert: 49% gehören dem Unternehmen  „Remondis“. Laut einer Untersuchung des NRW-Steuerzahlerbundes berechnet Oberhausen landesweit die höchsten Müllgebühren. Man sieht, auch hier hat sich – wie im Falle der Stadtwerke Hilden – die Teilprivatisierung gelohnt. Für den Partner.

Der in Oberhausen jetzt eingeführte Abhohlservice ist mit Zusatzkosten verbunden, und zwar mit erheblichen:

Wenn in jeder Woche des Jahres Elektromüll abgefahren werden soll, dann entstehen rund 260 zusätzliche Leistungstage. Legt man das „Modell Oberhausen“ zugrunde, dann müsste der Fahrzeugpark erweitert werden. In Oberhausen wurden allein für die Terminvereinbarung und -koordination zwei Stellen neu geschaffen.

In der Ruhrgebietsstadt rechnet man mit einem Mehraufwand von rd. 450.000 EUR im Jahr. Für Hilden könnten da rd. 100.000 EUR zusammenkommen, die auf die Müllgebühren umgelegt werden würden.

Während man in Oberhausen begriffen hat, dass ein neuer Service für die Bürger auch Geld kostet, sieht die dUH-Nachfolgeorganisation nicht den Aufwand, sondern nur die Erträge: „Je mehr Altmetall/Edelschrott von der Stadt eingesammelt und verkauft werden kann, desto geringer sind die Müllgebühren.“

Und wer sammelt? Und womit? Entstehen keine Aufwände?

An der Ruhr hofft man, die Kosten für neue Fahrzeuge und neue Mitarbeiter durch den Verkauf des Elektroschrotts wieder reinzuholen. In Hilden würden neue Mitarbeiter im Bauhof den Stellenplan der Stadt aufblähen, den die dUH-Nachfolgeorganisation doch „verschlanken“ möchte.

Berufstätige müssten wohl extra Urlaub nehmen, damit der Sperrmülldienst an die Elektrogeräte gelangen kann. Denn vor dem Haus dürfen diese nicht mehr abgestellt werden.