„Ansiedlungserfolg der Wirtschaftsförderung für Hilden“

Propaganda-Offensive aus dem Rathaus

Wenn sich in Hilden ein Unternehmen mit sieben Arbeitsplätzen ansiedelt, dann kommt der Bürgermeister vorbei. Von so viel Interesse, Fürsorge und Standortpflege können Einzelhändler und Unternehmer vor Ort nur träumen. Vorbei die Zeiten, in denen beispielsweise Bürgermeister Scheib für eine private Sprachenschule warb – als Vorsitzender des Volkshochschulzweckverbandes Hilden/Haan.

Manchmal gibt es einen Fototermin und eine gemeinsame Pressemitteilung als kostenlose PR-Dienstleistung des Bürgermeisters, der ein Unternehmen dann als „innovativ“ lobt. Als Gegengeschäft gibt’s Lob fürs Rathaus durch den Geschäftsführer, der sich für die „die Unterstützung und Flexibilität der Verwaltung“ bedankt.

Dass ein Tochterunternehmen einer britischen Firma sich jetzt in Hilden niedergelassen hat, wird vom Rathaus mit viel Trara begleitet, um damit so etwas wie einen Leistungsnachweis zu erbringen. Es ist ja Vorwahlzeit.

Die Hildener Wirtschaftsförderung  hat sich die Ansiedlung dieses Betriebs auf ihre Fahne geschrieben, obwohl hieran die landeseigene „NRW.Invest GmbH“ beteiligt war. Auf deren Homepage kann man sich unter anderem über verfügbare Gewerbeflächen in Hilden orientieren. Alles Weitere läuft dann über Düsseldorf.

Das Amt für Wirtschaftsförderung mitsamt dem zuständigen Beigeordneten Danscheidt (CDU) ist völlig überflüssig. Davon zeugen unfreiwillig auch die zahlreichen GmbH-Ausgründungen der Stadt, in denen Stadtmarketing betrieben wird oder – wie in der Grundstücksgesellschaft für die Giesenheide – klassische Aufgaben der kommunalen Wirtschaftsförderung erledigt werden.

Von einem einheitlichen Vorgehen, von einem strategischen Konzept für die kommunale Wirtschaftsförderung, das vom Rat beschlossen und vom Fachausschuss ständig überprüft wird, kann keine Rede sein. Im Sommer 2009 hatten CDU und „Bürgeraktion“ in einer gemeinsamen Initiative (!) versucht, daran etwas zu ändern und ein ganzheitliches Handlungskonzept für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing gefordert.

Besteht denn Handlungsbedarf? Die Pressemitteilung aus dem Rathaus scheint das Gegenteil zu belegen.

Ein Beispiel gefällig?

Zum 1. Januar 2012 verließ die „Tomra Systems GmbH“ Hilden.  Ihren Firmensitz verlegte das Unternehmen nach Langenfeld. Die „Tomra“ – ein Unternehmen für Technologien zur automatisierten Rücknahme und Weiterverarbeitung von Wertstoffen – beschäftigte in Hilden zuletzt 100 Mitarbeiter.

In der Lokalpresse wurde die Geschäftsführung mit der Aussage zitiert, Expansionswünsche des Unternehmens – benötigt würden 700 Quadratmeter – hätten an der Itter nicht erfüllt werden können. Die städtische Wirtschaftsförderung hätte nicht helfen können.

Es mag ja sein, dass die Stadt „Tomra“ in unmittelbarer Umgebung des Hildener Standorts keine 700 Quadratmeter Erweiterungsfläche zur Verfügung stellen konnte, aber warum hat das Unternehmen Hilden verlassen statt sich in der ganz tollen, mit einem Wendehammer bestens erschlossenen „Gewerbepark Nord“ in der Giesenheide anzusiedeln?

Der logistische und finanzielle Aufwand wäre doch – für den reinen Umzug – gewiss nicht größer gewesen als der jetzt beschlossene Umzug nach Langenfeld.

Trotz eines riesigen „Gewerbeparks“ mit bester Anbindung an das Autobahnnetz musste die Stadt „Tomra“ ziehen lassen.

Festzuhalten bleibt auch: Während es Städten wie Ratingen scheinbar mühelos gelingt, Weltunternehmen wie z. B. Coca-Cola mit einem Business-Center für 200 Mitarbeiter anzulocken und dabei auch noch zertifizierte Standards als „Green Building“ durchzusetzen, verlassen in Hilden Unternehmen die Stadt.

Dazu schweigt man am Rathaus.

Wenn aber ein Unternehmen mit sieben (!) Arbeitsplätzen nach Hilden kommt, dann gibt es ein Foto mit dem Bürgermeister inklusive Presseerklärung.

Übrigens: Das vom Bürgermeister bejubelte „innovative Unternehmen“ stellt auf „eigens dafür entwickelten Stanz- und Siegelanlagen, Akustikbauteile für die PKW Industrie“ her. Für 2014 erwartet man „eine ¾ Mio. Umsatz“.

Gigantische Zahlen, glänzende Perspektiven!

In Monheim kann man darüber nur lächeln.