„Mit großer Mehrheit“

Hofschreiber bei der Arbeit

Hildens Lokalpresse arbeitet hart und konsequent daran, ihre Überflüssigket zu demonstrieren. hildenBLOG hat gelegentlich auf Kostproben dieser Mischung als Katzbuckelei und hündischem Schwanzwedeln hingewiesen. Da wird dann kräftig apportiert, wenn manche „Jounalisten“ auf angebliche „Akademiker“ treffen.

Die „Rheinische Post“ hat ihren Online-Auftritt gleich so gestaltet, dass Bilderflut und Werbung nur noch geegentlich durch Texteinschübe unterbrochen werden. Recherche kostet Zeit und Geld und findet deshalb nicht mehr statt. Der Verlautbarungsjournalismus der „Werbeblättchen“ hat die Lokalredaktionen der Tageszeitungen längst erreicht.

Als Nachrichtenmedium kann die Lokalpresse gegen das Internet sowieso nicht bestehen. Eine neue Chance für die gedruckte Presse böte eine anlysierende, vertiefende Berichterstattung. Diese setzte aber Kompetenz, Ausdauer und Unabhängigkeit voraus. Doch auch in Hilden hat sich der Lokaljournalismus längst mit der Politik gemein gemacht.

Jüngstes Beispiel: Die Berichterstattung der „WZ“ und der „RP“ über die nichtöffentllichen Prinzenkürung bei der „Allianz für Hilden“.

Während die „WZ“ es immerhin für berichtenswert hält, dass Ralf Bommermann „mit großer Mehrheit“ zum Bürgermeisterkandidaten der Mandatsklau-Vereinigung gewählt worden ist, hält die „RP“ es nicht einmal für nötig, die Tatsache zu erwähnen, dass es eine Abstimmung gegeben hat.

Offenkundig ist das Bemühen von „WZ“ und „RP“, über die Art und Weise der Entscheidungsfindung hinwegzugehen: Die Anzahl der Enthaltungen oder gar Gegenstimmen scheint die Lokalredakteure nicht zu interessieren. Ob es sich um eine geschlossene oder (wenigstens) um eine presseöffentliche Wahlversammlung gehandelt hat, wird auch nicht mitgeteilt.

Möglicherweise hat die Lokalpresse sich schlicht und einfach wie ein Briefträger verhalten und eine nicht selbst recherchierte Nachricht abgedruckt. Das spart ja auch Aufwand, Zeit und Kosten! Und es macht die Informanten froh, und zwar so froh, dass vielleicht der eine oder andere unter ihnen die Zeitung kauft.

Der Eindruck, bei „WZ“ und „RP“ habe vor Ort der Wettbewerb um die hoffärtigste Formulierung längst begonnen, drängt sich auf, wenn man sich heute in beiden Lokalausgaben umschaut:.Die „WZ“ vermischt Bericht mit Kommentar und berichtet auf dem Niveau einer Schülerzeitung:

Der Bürgermeisterkandidat der dUH-Nachfolger habe sich „solide Haushaltspolitik“ vorgenommen, und zwar „als den wichtigsten Punkt seiner Politik (..).“

Und daran schließt sich ein Satz an wie aus in einer Wahlkampfbroschüre: „Eine leere Worthülse ist das nicht, denn schon zu seinen CDU-Zeiten und seit 2009 bei den Unabhängigen Hilden galt diesem Punkt sein besonderes Augenmerk.“

Beim CDU-Ratsherrn Ralf Bommermann, der nicht nur einmal einem Haushalt mit einem Defizit zugestimmt hatte, muss es sich also um einen Doppelgänger gehandelt haben.

Wie dem auch sei, die „WZ“ bricht eine Lanze für den „mit großer Mehrheit“, aber offensichtlich nicht einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten Gewählten.

Dieser Kandidat gehe „nicht chancenlos ins Rennen“, weil – auf diese Begründung muss man erst einmal kommen – , „er doch Vorsitzender der zweitgrößten Fraktion im Stadtrat ist.“ Dass diese Stärke wirklich nur „geliehen“ und durch Mandatsklau zustande gekommen ist, wird unterschlagen.

Für den früherenden dUH-Fraktionschef spreche angeblich „auch,  dass er Erfahrung im Bürgermeisterwahlkampf hat.“

Na, wenn das ein Qualitätsmerkmal ist, dann müsste die „WZ“ ja geradezu vor Ehrfurcht erstarren, sollte beispielsweise eine frühere Bürgermeisterkandidatin der „Grünen“ antreten.

Dass Bommermann es 1999 als CDU-Bürgermeisterkandidat geschafft hatte, sein Ergebnis aus dem ersten Wahlgang in der Stichwahl gegen Günter Scheib zu unterbieten, würde dieses Bild nur trüben. Die „WZ“ unterschlägt auch diese Information.

Bei soviel Desinformation durch „Information“ in der „WZ“-Hilden will die „RP“ offenbar zeigen, dass sie  es mindestens genausogut kann. CDU und SPD werden genannt, bei der FDP wird nachgefragt und auch bei den Grünen hat man angerufen. Doch die „Bürgeraktion“ wird von der „RP“ mit keiner Silbe erwähnt, und zwar nicht zum ersten Mal.

Die „RP“ muss ihre schrumpfende Leserschar schon für sehr beschränkt halten, da sie immer wieder simple Fakten verschweigt. Offenbar glaubt man, es reiche aus, die rundgesichtige Lokalprominenz zu hofieren und mit Foto auf die Titelseite des Lokalteils zu hieven, um als Blatt zu überleben.