Aussichtslose Bürgermeister-Kandidaturen

Warum tun kleine Parteien sich das an?

Niemand rechnet damit, dass ein Bürgermeisterkandidat einer „kleinen“ Partei oder Wählergemeinschaft auch nur den Hauch einer Chance hat, die Nachfolge von Horst Thiele anzutreten.

Ein solcher  Bürgermeisterkandidat (z. B. von den Grünen oder der FDP) müsste gleichwohl stets „so tun, als ob…“ und seinen absolut unrealistischen Anspruch auf die Position der Nr. 1 im Rathaus auch mit dem entsprechenden Wahlkampf unterstreichen.

Und auch ein Bürgermeisterwahlkampf auf Sparflamme müsste inhaltlich, organisatorisch und finanziell unterfüttert werden; Aufwände, denen kein messbarer Ertrag gegenübersteht.

Die Lokalpresse wird sich in ihrer Berichterstattung sowieso nicht mit bis zu sechs Bürgermeisterkandidaten befassen, sondern sich auf die Personen der „großen“ Parteien konzentrieren. Alle anderen Bewerber werden (bestenfalls!) eine Randexistenz fristen.

Jeder Bürgermeisterkandidat, den nicht die SPD oder die CDU ins Rennen schickt, setzt sich dem Vorwurf oder der Unterstellung aus, seine aussichtslose Kandidatur befriedige möglicherweise die eigene Eitelkeit und stärke darüber hinaus durch Stimmenzersplitterung das jeweils andere politische Lager.

Sogar eine Gruppe abgehalfterter, politisch verbrannter Auslaufmodelle, die sich als Retterin vor der angeblich so schrecklichen Zersplitterung der Kräfte im Rat der Stadt ausgibt, leistet mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten einen Beitrag zur Zementierung dieses Zustands.

Ein Bürgermeisterkandidat, der bereits bei seiner Nominierung weiß, dass er keine Chance hat, gewählt zu werden und der vielleicht auch nicht vom Rat zum Vize-Bürgermeister gewählt werden möchte, kann keinen überzeugenden Wahlkampf führen.

Wer weder von seinem Erfolg überzeugt noch bereit ist, einen repräsentativen Posten zu übernehmen, täuscht seine Wähler/innen.

Jeder Bürgermeisterkandidat, der nicht in die Stichwahl kommt, wird sich um eine Antwort auf die Frage von Bürgern, die ihn gewählt haben, nicht herumdrücken können: „Wen können Sie denn empfehlen?“

Statt sich in den maximal drei Wochen vor der (möglichen) Stichwahl unter Entscheidungsdruck hinsichtlich einer Wahlempfehlung setzen zu lassen, hätten die „kleinen“ politischen Kräfte sich in aller Ruhe und Gelassenheit mit den möglichen Aspekten und Konstellationen befassen und entscheiden können, keinen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen.

Diese Chance wurde vertan. Welche Chance denn?

Lediglich die „Bürgeraktion“ könnte diesen Weg noch einschlagen. Aber wäre er gangbar? Und wohin würde er führen? Ins politische Abseits?