Drei Viertel der Genossen abwesend

Auch ein SPD-Mitgliederentscheid

Hildens SPD ist die Rathaus-Partei. 1994 hatte sie sich auf den langen Weg zum Chefsessel in der Stadtverwaltung begeben und dabei zuerst die Grünen benutzt und sich anschließend der CDU bedient.

Als Rathaus-Partei sitzt die SPD an den Fleischtöpfen, entscheidet über Zuschüsse, Sportstätten, Funktionsgebäude und Bebauungspläne, indem sie sich der Hilfswilligen aus CDU, FDP oder Grünen bedient.

Und wenn die Genossen rufen, dann will niemand abseits stehen und riskieren, das Missfallen oder den Unmut der SPD zu erregen. Also kommen sie alle, die von öffentlichen Subventionen leben.

Sinnfälliger Ausdruck dieser Unterordnung nahezu des gesamten (ver-)öffentlichten Lebens unter die SPD, war die Parade der „170 Gäste aus Vereinen, Wirtschaft, Institutionen und Politik“, die sich laut „RP“ vom 16. Dezember 2013 zu der öffentlichen Mitgliederversammlung eingefunden hatten. Die „NRZ“ hatte „rund 150 Genossen und Gäste“ gezählt.

Leider ist den gewiss sehr interessierten Leserinnen und Lesern die ausführliche Gästeliste noch vorenthalten worden. Möglicherweise stillt die „WZ“ unseren Desinformationshunger.

Wenn Funktionäre, gelockt vom Zuschuss-Regen aus dem SPD-geführten Rathaus und in weiser Erkenntnis, dass Hildens CDU wieder einmal ins Verlieren verliebt ist, ihr Herz für die Sozialdemokraten entdecken, dann will auch die Lokalpresse nicht abseits stehen.

Dass Hildens SPD gerade einmal 66 Mitglieder „gut ein Viertel aller Hildener SPD-Mitglieder“ (NRZ) –  zu dieser gewiss nicht unwichtigen Versammlung mobilisieren konnte, denen mindestens das Doppelte an Gästen am Fleischtopf gegenüberstand, ist für die Presse kein Thema.

Wenn 75 % der Hildener SPD der Nominierung der SPD-Bürgermeisterkandidatin ferngeblieben sind, dann ist das ohne Zweifel ein Mitgliederentscheid, der den geringen Mobilisierungsgrad der Rathaus-Partei zum Ausdruck gebracht hat. Diese SPD ist ein Medienereignis.

Die Lokalpresse gibt ungefiltert das wieder,  was die SPD an Heilsbotschaften unters Volk bringen will, dem sie noch vor einigen Jahren die Kompetenz abgesprochen hatte, über die Zukunft der Stadtwerke abzustimmen.

Die SPD-Bürgermeisterkandidatin wurde mit einem „erfrischenden Lächeln“ gesichtet. (Daran sollten sich andere Kandidaten ein Beispiel nehmen!) „Sie berichtete erfreut von der Unterstützung ihrer Familie, die ebenfalls dabei war.“ Das ist eine Nachricht, die eingeschlagen hat wie eine Bombe!

Endlich wissen wir, dass die SPD-Bürgermeisterkandidatin nicht nur Eltern hat, sondern auch drei Brüder und einen Partner, der auch namentlich genannt wird. Ein richtiger Mensch, also! Wahnsinn, dass es so etwas noch gibt!

Wie war Birgit gekleidet?

Die SPD-Bürgermeisterkandidatin habe angeblich „nie hauptamtlich Politik machen wollen“. Erstens will sie es und zweitens muss es sich bei ihrer Landtagskandidatur 2010 um ein perfektes Double gehandelt haben.

Zum inszenierten, nur dem Allgemeinwohl und nicht etwa Bauherren oder Investoren verpflichteten Wesen der SPD-Bürgermeisterkandidatin gehört es, über die Lokalpresse zu verbreiten: „Es sind einige Hildener dabei, die finden es gut, dass ich antrete.“

Birgit Alkenings, die „Erlöserin“ oder der „underdog“, die Außenseiterin, die sich ins Geschirr wirft, weil sie einfach nur helfen will? Als Wiedergängerin von Dr. Ellen Wiederhold? Nein, die Birgit „hat klare Ziele“. Sie will einfach nur Bürgermeisterin mit Herz sein.“

Ihre Kollegen „hätten sie lieber an ihrem Arbeitsplatz behalten.“ Hat sie gekündigt? Oder ist die Wahl schon gelaufen? Haben wir da etwas verpasst? Oder offenbart sich in dieser Aussage nicht vielmehr die ganze Hybris einer Rathaus-Partei?

Nun, demokratische Entscheidungen können die Genossen nicht abwarten, denn die Samstag-Ausgabe eines Werbeblättchens enthielt eine halbseitige Image-Anzeige des Duos Thiele-Alkenings, die vor der Mitgliederversammlung in Auftrag gegeben worden war.

Das Motto „Alles bleibt gut“ lässt einen inhaltslosen Wahlkampf im Merkel-Stil erwarten. Alternativlos. Keine Ecken und Kanten. Viel Kreide und einen demonstrativ gegen die Landtags-SPD gerichteten Lokalpatriotismus. Die CDU kann die SPD nicht kritisieren, und der dUH-Nachfolger verläuft sich zwischen der „Brücke von Karnap“ und dem „bürgerlichen Lager“.

Hand aufs Herz? Wer könnte dem Charme der roten Herzen auf Wesselmännern widerstehen?

Uns Wähler/innen interessiert jetzt noch:

Wie viele Brüder hat der Rudi Joseph? Hat Ralf Bommermann Eltern? Wie heißt der Ehemann von Marion Buschmann? Ist Klaus-Dieter Bartel verheiratet?