Sechs Bürgermeisterkandidaten treten an

Auch „Bürgeraktion“ im Wettrennen der Chancenlosen 

Jetzt werden es also doch sechs Bürgermeisterkandidaten, die alle so tun, als rechneten sie sich ernsthaft eine Chance aus, am Abend des 25. Mai 2014 auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nehmen zu dürfen.

Nachdem auch die „Bürgeraktion“ die Vor-entscheidung getroffen hat, Ende Februar einen eigenen Bürgermeisterkandidaten auf den Schild zu heben, werden bald sechs politische Gruppierungen Hilden mehr oder weniger flächendeckend mit Plakaten vollstellen.

Bald werden sechs Kandidaten mit scheinbar ewig lächelndem Gebiss und einem förmlich in den Wangen festgedübelten Grinsen die Zuversicht und Seriosität ausstrahlen, die so fatal an verlogene Werbebotschaften erinnern. Es ist ja auch so gemeint.

Inhalte sind beliebig, das Marketing ist wichtiger.

Schuld an diesem Auftrieb von nunmehr sechs Bürgermeisterkandidaten sind in erster Linie die lokalen Medien, die immer stärker dazu übergehen, Politik zu personalisieren. Je größer das Farbfoto, desto weniger Text muss geschrieben werden, desto geringer ist aber auch die Substanz des Artikels!

Daraus ziehen offensichtlich alle zurzeit im Rat vertretenen Gruppierungen den Schluss, es sich nicht leisten zu können, dem Chor der Bürgermeisterkandidaten fernzubleiben. Dazu trägt auch bei, dass die Lokalpresse demjenigen, der sich um Inhalte bzw. Sachfragen kümmert, kaum Beachtung widmet.

Ob man im Chor der (vermeintlich) großen Staatsparteien nun gehört wird oder nicht, scheint zweitrangig zu sein. Hauptsache, man ist dabei, wenn auf irgendwelchen Podien vor Parteisoldaten das allgemeine Phrasendreschen veranstaltet wird: „Als  Bürgermeister werde ich…!“

Während alle anderen von ihrem „Bürgermeisterkandidaten“ reden, hätte es in der kommunalpolitischen Szene Hildens ein Aufhorchen gegeben, wenn es bei dieser Wahl wenigstens eine politische Kraft gäbe, die sich diesem Ritual verweigerte!

Zur Kommunalwahl 2009 waren dUH und die Grünen ohne Bürgermeisterkandidat/in angetreten. 1999 hatte die BA sich auch  „nur“ um Ratssitze beworben. Hatte es ihnen geschadet?

Andersherum gefragt: Wird ein Kommunalwahlkampf über Bürgermeisterkandidaten entscheiden, die sich hier und dort einem Publikum aus Parteisoldaten und nur wenigen Parteilosen stellen?

Die „Rheinische Post“ bedient sich dabei sogar der „Volkshochschule“, um den Zugang zu einer Diskussionsveranstaltung mit maximal 120 Zuhörern über Eintrittskarten zusätzlich zu limitieren. Wird mit einer solchen Veranstaltung eine Wahl entschieden?

Oder findet der Kommunalwahlkampf etwa in den Spalten der Lokalpresse statt, die in Hilden ihre unterwürfige Nähe zum Rathaus und zum politischen Mainstream ja nicht einmal mehr schamhaft verbirgt?

Wie viele „Divisionen“ haben „RP, „WZ“ und „NRZ“? Und wie viele Werbeblättchen, die ihre Zeitungsspalten nur dem öffnen, der ihnen Geld einbringt, landen ungelesen im Papierkorb? Wer nicht zahlt, der wird nicht gedruckt. So einfach ist das.

Ein Bürgermeisterkandidat einer Gruppierung, die weder SPD noch CDU unterstützt, kann über die Lokalpresse nicht bekannt gemacht werden. Er mag auf einem Podium sitzen, aber ihm wird noch nicht einmal ein Sechstel der Redezeit, geschweige denn ein Sechstel der Zeitungsspalten zur Verfügung gestellt!

Wer anderes behauptet und damit die Notwendigkeit seiner Bürgermeisterkandidatur begründet, ist entweder politisch naiv oder einfach nur eitel.

Es hätte der BA gewiss nicht geschadet, sich das zweite Mal nach 1999 der platten mediengesteuerten Logik zu verweigern und damit auf einen Bürgermeisterkandidaten zu verzichten, der ja  absolut chancenlos ist.

Die BA wäre in der Tat „anders“ geblieben, wenn sie Inhalte ins Zentrum ihres Wahlkampfs gerückt hätte. Auch ihr Bürgermeisterkandidat, wer immer es auch sei, wird in der Lokalpresse unter „ferner liefen“ untergehen.

Jetzt werden auch in Hilden viele „kleine Parteien“ mit einem Kandidaten antreten, der nicht einmal in die Stichwahl kommen wird. Darüber hinaus müssen Kandidat und Partei/Wählergemeinschaft sich den Vorwurf gefallen lassen: Jede Stimme für diesen Kandidaten ist eine verlorene…

Mit dem Verzicht auf einen chancenlosen Bürgermeisterkandidaten hätte die BA sich politischen Handlungsspielraum eröffnen und sich als Teil einer Gestaltungsmehrheit ins Spiel bringen können. Vorausgesetzt, man hätte sich vorurteilslos mit den anderen Kandidaten beschäftigt.

Die Entscheidung für das kleinere Übel steht auch der BA noch bevor, wenn es – was zu erwarten ist – am 15. Juni 2014 zur Stichwahl um das Bürgermeisteramt kommen wird.

Spätestens dann wird man sich auf Treu und Glauben für einen Kandidaten bzw. eine Kandidatin aussprechen, zu dem/der man bis heute keine Brücke gebaut hat.

Die Antritt der BA zur Bürgermeisterwahl wirkt übrigens auch wie eine unfreiwillige Bestätigung der Propagandaformel der dUH-Nachfolger, die von einer „Zersplitterung des Stadtrates“ sprechen.

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„Eine Anregung“ (3. Dezember 2013)