Er ist wieder da!

Der Rücktritt vom Rücktritt

Zugegeben, die „juuuuuuuhunge Gaaaaarde des Prooooooletariats“ ist auch in Hilden in die Jahre gekommen. Der aufrechte Gang fällt immer schwerer, das Haar wird grauer und lichter, aber die Mandatsgeilheit bleibt.

Hier ein Aufsichtsratsvorsitz, dort ein Aufsichtsratsmandat – und fertig ist der absolut unverzichtbare, bis ins Rentenalter nur dem Gemeinwohl verpflichtete, mit allen Brackwassern der Intrige gewaschene „Sozial“demokrat, der diesem Rat gefehlt hat.

Jürgen Scholz, der ewige SPD-Fraktionsvorsitzende, der zur Kommunalwahl 2009 mit großem Trara seinen Rückzug aus der aktiven Kommunalpolitik erklärt hatte und sich dafür von der Lokalpresse würdigen ließ, kehrt wieder zurück.

Er kann es nicht aushalten, im Hintergrund die Fäden zu ziehen, er muss wieder in die erste Reihe.

„Mit uns zieht die neue Zeit!“

Nunmehr im 72. Lebensjahr stehend, will er, nein muss er, der Unverzichtbare, dafür sorgen, dass die SPD-Fraktion, als letzte Bastion bolschewistischer Disziplin und Prinzipientreue, geschlossen und einmütig hinter der – ja, wer zweifelt daran? – künftigen Bürgermeisterin Birgit, seinem Geschöpf und Ziehkind, steht.

Und sollte Jürgen, der stets von einer Aura wärmender Solidarität und Menschlichkeit umgebene Befehlsempfänger des Stadtdirektors Dr. Göbel, nicht als „Chief Whip“ des spezialdemokratischen SPD-Korps sein glänzendes Comeback feiern können, so dürfte er dennoch zur beherrschenden Figur im Generalstab aufsteigen.

Ein Mann mit großer Fronterfahrung wird immer gebraucht, ist einfach unersetzlich. Ein Rücktritt vom 2009 groß zelebrierten Rücktritt ist da nicht erklärungsbedürftig: „In der Stunde der Gefahr…“ ist den Sozialdemokraten noch immer etwas eingefallen, um ihr Umfallen zu übertönen (mithilfe der alzheimernden [Lokal]-Presse ). Es muss nicht wieder ein Ja zu Kriegskrediten ein, das auch alten Genossen einen dritten Frühling verschafft!

Dass der Genosse Jürgen nicht nur als Hahn im Stall das SPD-Geflügel zusammenhalten, sondern auch der Birgit im Rathaus den Rücken stärken soll, ja muss, deutet darauf hin, dass man intern um die Schwächen dieser Parteisoldatin weiß, die um ihren Versorgungsposten kämpft. (Zurzeit werden für Birgit große Kreidevorräte angelegt, die bis zum Wahltag reichen müssen.)

Die „Neuen“, die sich als Direktkandidaten oder auf der Reserveliste der SPD tummeln, werden benötigt, um die alte Tante SPD optisch aufzuhübschen. Entscheidend eingreifen oder mitwirken darf und kann nur, wer von Jürgen und Birgit auf Herz und Nieren geprüft worden ist. Und das kann Jahre dauern…

Wer nicht spurt, wird zusammengefaltet. Dafür braucht‘s dann den Jürgen, der den „Mann für’s Grobe“, den „Schorsch“ Bader, der zu dieser Kommunalwahl nicht antreten wird, vollumfänglich ersetzen kann. (Vielleicht kommt der „Schorsch“ 2020 zurück.)

Der Jürgen, der alte Haudegen, wird in zahlreichen persönlich-politischen Gesprächen den Neuen die „Generallinie“ schon verklickern. Und die lautet: „Fresse halten, abstimmen, wie es der Fraktionschef will – und nicht die CDU ärgern!“

Alles selbstverständlich im Geiste der „Solidarität“.

Die Wärme der Partei – manchmal wird sie auch durch einen Kübel Jauche hervorgerufen. Aber das ist ein anderes Thema.