K(r)ampf um Macht

Eine Klarstellung

Nach einer relativ langen Schweigephase hat sich das einstmals erfrischend muntere und meinungsfreudige hildenNET wieder zu Wort gemeldet. Seinem gewendeten Selbstverständnis getreu als Zentralorgan der dUH-Nachfolger.

So ist es nicht erstaunlich, dass Meinungsverschiedenheiten in der „Bürgeraktion“, die sich nicht Bommermann’s Friends anschließen und unterordnen wollte, entsprechend hämisch kommentiert werden. Damit muss man leben, und es wäre den in der BA Verbliebenen zu wünschen, dass sie das auch können.

Wehren, ja empören darf man sich aber, wenn ausgerechnet vom Propheten einer Truppe von Mandatsräuber/innen mit gespaltener Zunge dem amtierenden BA-Vorsitzenden Beier vorgeworfen wird, für den „Kampf um Macht“ sei dieser „nicht mit dem erforderlichen charakterlichen Equipement ausgestattet.“

Ich lasse es Proselyten noch durchgehen, dass sie nicht einmal in der Lage sind, das fehlerfrei zu schreiben, was zu denken sie vorgeben. In der Hitze des angeblichen Kampfes um die Macht vernebelt gelegentlich ja der Pulverdampf die Sinne und das Hirn.

Dem BA-Vorsitzenden fehle es am „Führungswillen“ und – Achtung! – „dem Vermögen dazu.“ Der – so hildenNET – „überaus liebenswürdige und verbindliche Mann“ habe „zwar alle Eigenschaften, die sich Mütter bei Schwiegersöhnen wünschen, aber… .“

Ich interpretiere dieses psychologisierende Gestammel in hildenNET so:  Der BA-Vorsitzende ist nett, aber naiv. Er verfügt nicht über die eiskalte, stählerne Entschlossenheit eines großen Führers – ob mit oder ohne Schnäuzer/Bart – vor der irrlichternde Kleinbürger sich sehnsüchtig in den Staub werfen.

Ja, der BA-Vorsitzende ist das alles nicht. Die „Bürgeraktion“, so wie sie 1999 aus der Taufe gehoben wurde (auch gegen Bommermanns CDU!) war das alles nicht. Es wurde diskutiert, geredet, der Konsens gesucht – und gemeinsam gehandelt. Dass das manchen, die die Welt in akademische Genies und tumbe Feld- und Handarbeiter einteilen, nicht passt, hat die BA im vergangenen Sommer leidvoll erfahren müssen.

Und was das „Vermögen dazu“ angeht: Nicht jeder kann ein Ressle sein und sich eine Wählergemeinschaft zusammenkaufen. Nicht jeder will das auch. Und für den amtierenden BA-Vorsitzenden gilt sogar Beides.

Ein Mensch, dem sogar das Sprachrohr der Wendehälse, die ihn hintergangen und belogen haben, bescheinigt, ein liebenswürdiger und verbindlicher Mann zu sein, stand und steht der „Bürgeraktion“ gut zu Gesicht. Vielleicht entspricht sein Auftreten ja auch einem Selbstverständnis von politischer Arbeit, das nicht auf Konfrontation angelegt ist.

Und möglicherweise belegt es auch die jahrelange Praxis der BA, sowohl laute als auch leise Töne anzuschlagen, den Spagat zwischen angeblich Linken und angeblich Rechten auszuhalten, getragen von der Einsicht, dass man mit einem Flügel auch nicht fliegen kann.

Das „charakterliche Equipment“ eines Vorsitzenden erforderte die Fähigkeit zuzuhören, alle einzubinden, nicht von oben zu entscheiden, kurz: zusammenzuführen. Solange die „Bürgeraktion“ nicht zum Spielzeug prinzipienloser Polit-Touristen geworden war, reichte das aus.

Nicht nur der amtierende BA-Vorsitzende, sondern auch die meisten Mitglieder der BA mussten leidvoll erfahren, dass eine skrupellose Spielernatur, im Verbund mit meinungslosen, aber mandatsgeilen Jüngern, diesen Konsens missbrauchte, um seine eigenen Interessen zu bedienen.

Nicht nur der amtierende BA-Vorsitzende, sondern auch viele Mitglieder mussten lernen, dass es offensichtlich zum „charakterlichen Equipment“ einiger gehörte, jeden Gedanken an einen Wechsel zu leugnen und sogar noch für den eigenständigen Wahlantritt der BA zu stimmen – um wenige Tage später die Wählergemeinschaft zu verlassen.

Nicht nur der amtierende BA-Vorsitzende musste lernen, dass es möglich ist, von gestandenen „Persönlichkeiten“ hinters Licht geführt zu werden. Da wurde ein Gespräch von einer älteren Dame kurzfristig und alternativlos abgesagt oder in einem Gespräch verbindlich versichert, „niemals“ zu Bommermann gehen zu wollen…

Dass die Nutznießer dieses zugegeben offenen, freundlichen, verbindlichen Stils, der einen Vorsitzenden wie Ralf Peter Beier auszeichnete, jetzt über dessen vermeintliche Schwäche höhnen, macht ihn weder kleiner noch lässt es die Überläufer zu Lichtgestalten werden.

Es ist, das darf man schon einräumen, dem Zusammenwirken einer skrupellosen Spielernatur und politisch Substanzlosen gelungen, nicht nur die BA zu missbrauchen, sondern auch nachhaltig zu erschüttern.

Und dieses politische Erdbeben hat dazu geführt, dass man dort beim kleinsten Anzeichen von Unruhe in Panik verfällt und sich am liebsten im mentalen Bunker verkriechen möchte.

Und diese fast traumatische Erfahrung lähmt die BA seit Monaten. Schuld daran ist kein liebenswerter Vorsitzender ohne Machtwillen.

Wer – wie das Sprachrohr der dUH-Nachfolger – beispielsweise dem Fraktionschef der „Bürgeraktion“ unterstellt, die BA werde „zur finanziellen Sicherungsveranstaltung für den Fraktionsvorsitzenden“, scheint sich im dUH-Glaushaus offensichtlich richtig wohl fühlen, unter lauter Gestalten, die für ihre „Gewissensentscheidung“ große Opfer gebracht haben.

Da wimmelt es doch nur so von Figuren, die seit der letzten Kommunalwahl die Seiten gleich mehrfach gewechselt haben – immer unter Mitnahme des Ratsmandats, dann und wann auch ausgestattet mit dem extra dotierten Amt eines Fraktionsvorsitzenden! Das war/ist ja ein Teil des Herzensbündnisses zwischen Bommermann und Friedhelm Burchartz.

Ob Reffgen „seinerzeit den Zusammenschluss zur Allianz für Hilden massiv bekämpft“ habe, sei dahingestellt. Er hätte jedenfalls gut daran getan, es auch wirklich zu tun. Was sich dort tummelt, lässt einen erschaudern. Und politisch gibt es außer verblasenen Phrasen nichts Substanzielles.

Was das Personal angeht: Da steht der holde Knabe im lockigen Jahr neben dem Alt-Populisten, der beispielsweise einen eigenen finanziellen Beitrag der Stadt zur Entschädigungszahlung an ehemalige Zwangsarbeiter/innen abgelehnt hatte.  hildenBLOG wird gerne deutlicher.

Da steht das echt-liberale Gewissen neben einem, der 1987 als Mitglied der CDU-Fraktion die symbolische Aberkennung der an Nazis verliehenen Ehrengaben der Stadt verweigert und dem damaligen SPD-Ratsherrn Scheib „Befangenheit“ vorgeworfen hatte. (Scheibs Vater war von Nazis angeschossen worden…)

Mit denen hätte die BA sich zusammenschließen sollen? Geht es noch?

Dass die im Sommer 2013 ausgetretenen Fraktionsmitglieder ihre Entscheidung inhaltlich begründet hätten, wie hildenNET behauptet, ist ein Märchen.

Wer Politik auf den „Wettbewerb um Führungspositionen“ reduziert, verrät nur seine eigene Beschränktheit und beweist zugleich, dass er vom Wesen, der Arbeitsweise und dem Selbstverständnis der BA bis heute nichts begriffen hat.

Posten und „Führungspositionen“ haben die BA noch nie interessiert. Das machte sie für den politischen Betrieb in Hilden doch so unberechenbar, so „sperrig“, verschaffte ihr Feinde. Denn die BA-Ratsleute konnte man nicht mit Ehrenkarten, Parkausweisen oder einem netten Zeitungsbericht locken, ganz zu schweigen von größeren Gefälligkeiten…

Wer aufmerksam gelesen hat, dem mag aufgefallen sein, dass in meinem Artikel über die „Bürgeraktion“ sehr oft die Vergangenheitsform verwendet worden ist.  Kein Büroversehen!

Denn die BA, die 1999 erstmals angetreten war, dem Hildener Filz den Kampf ansagte und anders sein wollte, ist in die Jahre gekommen. Manche haben es sich hübsch eingerichtet in einer Nische.  Sie wollen ihre Ruhe, nicht unangenehm auffallen und jedem Konflikt aus dem Weg gehen.

Die „Bürgeraktion“ hat sich von interessierten Kreisen, in einer Mischung aus Berechnung, Ahnungslosigkeit und Naivität, einreden lassen, sie müsse sich völlig neu erfinden:  Sie hat ihr Logo aufgeben, ihre Farbigkeit verloren und ist nun endgültig dabei, im Mainstream zu versumpfen – auf ästhetisch hohem Niveau.

Das wird noch einmal für den Einzug in den Rat mit Fraktionsstatus reichen, Fraktionsvorsitz, Geschäftsstelle plus Sekretärin inklusive.

Mit Politik hat das alles  nichts mehr zu tun. Aber ging es in Hilden, in diesem Rat, jemals um die „res publica“? Dazu würde ja Öffentlichkeit, Offenheit, Diskussion, Kritik gehören!

Aber das ist ein ganz anderes Thema!