Der „Wochenendtrip nach Trier“

Was die Stadt so alles fördert

Nach zuletzt vom Rat im Dezember 2013 geänderten Richtlinien erhalten Migrantenvereine seit 1989 Zuschüsse für Aktivitäten zur

  • Sprachförderung und Chancengleichheit
  • stadtteilorientierten Förderung der Integration
  • für interkulturelle Initiativen und Zusammenarbeit
  • zur Integrationsförderung im Sport
  • für die interkulturelle Weiterentwicklung der Seniorenarbeit
  • für die Interkulturelle Ausrichtung der Verwaltung
  • politischen Partizipation,

Dafür sind im Haushalt 2014 insgesamt 6.000 EUR veranschlagt.

Migrantenvereine haben für 2014 für 22 Projekte und Maßnahmen geplant, für die sie insgesamt 17.260 EUR benötigen. Die Anträge dazu wurden übrigens nicht von allen fristgerecht bis zum 15. Januar 2014 eingereicht.

Nach Adam Riese musste also eine Vor-Entscheidung über die Höhe der einzelnen Zuschüsse herbeigeführt werden.

Diese wurde – so kennt man das in Hilden – in einem persönlich-politischen Gespräch im Rathaus mit der Vorsitzenden des Integrationsrats und einem weiteren Mitglied eingestielt und anschließend dem Integrationsrat zum Abnicken zugeleitet.

Beide Mandatsträgerinnen haben auf der SPD-Liste kandidiert. Zuviel Pluralismus schadet nur.

Der „Vorschlag“ der SPD-geführten Stadtverwaltung, abgestimmt mit zwei von der SPD völlig unabhängigen Mitgliedern des Integrationsrats, die nur zufällig auf über die SPD-Liste in dieses Gremium gekommen sind, wird dem Integrationsrat am 27. März 2014 vorliegen.

Erfreulich unbürokratisch sollen auch die Vereine städtische Zuschüsse erhalten, deren Anträge nicht fristgerecht eingegangen sind. Soviel Lockerheit im Umgang mit städtischen Zuschussrichtlinien wünscht man sich auch auf anderen Gebieten.

Schaut man sich die Liste der Veranstaltungen an, die beispielsweise unter der Überschrift „Interkulturelle Initiativen und Zusammenarbeit“ bezuschusst werden sollen, dann zählen dazu beispielsweise auch 400 EUR für den Griechisch-Deutschen Freundeskreis für einen „Wochenendtrip nach Trier“.

Gemach, gemach! Es geht hier auch um Bildung, und zwar um eine „interkulturelle Initiative“: Die nur für Vereinsmitglieder geplante Reise vom 19. bis 21. September 2014 geht zum Karl-Marx-Haus, zum Dom, zur „Liebfrauenkirche“ und auch zu den Kaiserthermen.

Diese Wochenendreise wird gewiss zu „Förderung, Vertiefung und Festigung der deutsch-griechischen Freundschaft“ (Vereinszweck) beitragen. Im Verein seien, so dessen Gründerin 2007 gegenüber der RP-Hilden, nämlich leider „nur sechs Griechen“.

Die tollen Fotos und Videos der Reise nach Trier können dann auch auf der „Jahresabschlussfeier“ gezeigt werden. Auf prominente Vereinsmitglieder wie den Fraktionschef und Bürgermeisterkandidaten der Grünen und auf Gäste von anderer Migratenvereinen wartet ein „geselliges Beisammensein bei einem gemeinsamen Abendessen.“

Diese „interkulturelle Initiative und interkulturelle Zusammenarbeit“ sollte ebenfalls aus dem städtischen Haushalt bezuschusst werden. Beantragt wurden 1.200 EUR, also gleich 20 % des Gesamtbudgets, doch „nur“ 400 EUR wird es aus dem städtischen Haushalt dafür geben.

Vielleicht tröstet es die Mitglieder des Vereins „Philia e.V.“ – er wurde 2007 anstelle des „Griechisches Clubhaus Hilden e. V.“  in die Liste der „förderungswürdigen ausländischen Vereine“  aufgenommen  – , dass sich auch andere Migrantenvereine Kürzungen gefallen lassen mussten.

So soll beispielsweise die 14-tägige Rentenberatung durch einen Mitarbeiter des italienischen Büros beim DGB, an den sich übrigens auch Angehörige anderer Nationen wenden, nicht durch eine beantragte Aufwandsentschädigung von 600 EUR unterstützt werden; für den Förderschwerpunkt „Chancengleichheit“ gibt es nur 200 EUR.

Auch gewaltig abspecken musste der „Slowenische Kulturverein“. Statt beantragter 800 EUR für eine Veranstaltung mit Musikkapelle (slowenische Volksmusik, Evergreens und Karnevalsmusik) soll es ebenfalls nur 200 EUR geben.

Die Vereine der Migranten aus Portugal und aus Spanien haben übrigens keinen Antrag gestellt.

Um nicht missverstanden zu werden:

Dass die Stadt Vereine fördert, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in diese Gesellschaft zu fördern, ist  lobenswert und richtig.

Aber manche der auch in 2014 mit 6.000 EUR aus der städtischen Kasse geförderten Veranstaltungen deuten auf Vereinsmeierei, geschlossene Gesellschaft und aufs Abgreifen von Staatsknete hin. Eben typisch deutsch.

Wollen wir diese Art der Integration wirklich fördern?