Dunkle Wolken, schwere Wolken und die Kakaphonie

Zur „Haushaltsrede“ der BA

Die Rede des Fraktionsvorsitzenden der „Bürgeraktion“, Ludger Reffgen, zum Haushalt 2014 stellte eine Mischung aus faktengesättigten fremden Gedanken und dem bis zur Lachmuskelzerrung strapazierten Bemühen um rhetorische Originalität dar.

Reffgens griff zu längst aus der Sprachmode gekommenen Wortspiele und Metaphern, wie beispielsweise der rhetorischen Frage, ob Hilden auf einer Insel mit eigenen Gesetzen lebe oder dem Hinweis, wo Licht sei, da sei auch Schatten.

Das Wenige, was Reffgen zum Haushalt 2014 wirklich zu sagen hatte, war abgeschrieben.

Was an Reffgens Rede substanziell und themenbezogen wirkte, das waren – wie gesagt – teils wortwörtliche, teils nur mühsam paraphrasierte Übernahmen fremder Gedanken und Argumente.

Reffgens „Originalität“ beschränkte sich auch bei dieser Rede darauf, Floskeln und Phrasen hinzuzufügen, die wirkten, als hätte er sie einem Rhetorikleitfaden für Bürgermeisterkandidaten auf dem Dorfe entnommen.

Er sah „dunkle Wolken über Hilden aufziehen“ – und zwar nicht durch den lieben Gott veranlasst, sondern durch ein Bild, und zwar durch das vom Kämmerer „mit dem Haushaltsentwurf gezeichnete Bild“.

Nun, man weiß: „Ein Lied kann eine Brücke sein.“ Aber dass ein Bild die Produktion dunkler Wolken anregen kann, ist ein durchaus neuer Gedanke. Wirklich originell!

Doch weil diese Metapher noch nicht ausreichte, um den Rat in Angst und Schrecken zu versetzen, musste der Untergangsprophet noch tiefer in seine rhetorische Trickkiste greifen und dieses weiße Kaninchen präsentierten: die Verdopplung der Verschuldung bis 2017 lasse „schwere Wetter absehen.“

Schon, wenn man bei solchen Aussichten nicht auf hoher See ist, sondern festen Boden unter den Füßen hat! Manche greifen nach allem, was sich ihnen als Halt anbietet; es kann auch ein Bücherschrank sein.

Dann folgten sechs verständliche Anmerkungen zum Haushaltsentwurf, die der Redner anderswo geklaut und somit entschädigungslos enteignet hatte. Er hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, seinen geistigen Diebstahl zu tarnen. Das hätte ihn wohl überfordert.

Denn sein rhetorisches Juckpulver hatte Reffgen längst mit diesem Satz verschossen:

„Für die Bürgeraktion war diese Bewertung Anlass, eine Wahl zu treffen: Zwischen dem tradierten Verhaltensmuster der Fraktionen, wonach sich jede Fraktion bei der Behandlung des Haushaltsentwurfs in einer Kakophonie versucht, einerseits – und einem orchestralen Zusammenwirken möglichst aller Fraktionen andererseits.“

Das also wird aus der „Leichten Sprache“ des Wahlprogramms der BA, wenn deren Fraktionsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat seiner rhetorischen Schindmähre die Zügel schießen lässt. Erfrischend anders!

Hin- und hergeworfen zwischen der Scylla der „Kakophonie“ und der Charybdis des „orchestralen Zusammenwirkens“ konnte Reffgen sich nur durch beherzten Sprung ans fremde Rhetorik-Ufer „zu einer Gestaltungsmehrheit für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Haushaltspolitik“ retten.

Dort angekommen, deckte er sich reichlich mit fremdem Gedankenproviant ein: Er wollte doch so gerne „offen, ohne Vorbedingungen und Tabus, über den Haushalt 2014 sprechen“. Und zwar „tatsächlich ernsthaft und ergebnisoffen“, ganz so, wie es ihm und den Seinen der Ghostwriter aufgeschrieben hatte.

Dass ein Klimaschutzplan „weitestgehend zumPapiertiger“ geworden wäre, bildete den originellen rhetorischen Schlussakkord in einer an Höhepunkten nicht armen, größtenteils geklauten Rede.

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Haushaltsrede_BA