Das letzte Aufgebot

 „Bürgeraktion“ als Familienunternehmen

Die im Mai 1999 gegründete Wählergemeinschaft tritt zur Kommunalwahl 2014 mit einem Personaltableau an, das auf bunte Farben gänzlich verzichtet. Man sendet ganz offenkundig das Signal aus: „Keine Experimente!“

Nachdem auch der letzte eigenständig denkende Kopf diese, von Ludger Reffgen in das lilafarbene Büßergewand einer protestantischen Sekte gekleidete Truppe verlassen hat, tritt zur Kommunalwahl eine Ansammlung von Rentnern, Schweigern, Zuschauern und Angsthasen an.

Fast wäre man geneigt, mit Blick auf die Reserveliste der BA ironisch von einer „Familienbande“ zu sprechen, denn 12 der 23 Plätze werden von sechs Ehepaaren besetzt. Darunter befinden sich Kandidaten, die in der Vergangenheit weder Zeit noch Lust oder Mut gehabt hatten, sich im Rat oder in einem Ausschuss ins Getümmel zu werfen.

Ganz zu schweigen davon, dass die meisten auf den scheinbar sicheren Listenplätzen in fünf Jahren keinen einzigen eigenen Antrag zustande gebracht haben, ist diese Truppe auch wie geschaffen dafür, beim ersten Windhauch umzufallen – wenn sie nicht, wie das in der jüngsten Vergangenheit häufiger vorgekommen ist – plötzlich, vor wichtigen Sitzungen, durch Krankheit dezimiert wird.

Ein Listenbewerber, die sich außerstande sah, als Bürgermeisterkandidat anzutreten, weil er im Falle seiner Wahl seinen Beruf hätte aufgeben müssen, tummelt sich selbstverständlich weit vorne. Er ist unverzichtbar. Ebenso wie andere aus der aktuellen Ratstruppe, die lediglich durch Dauerschweigen aufgefallen sind.

Zum Wahlprogramm konnten diese Totalausfälle nichts beitragen. Aber sie zeichnet eines aus, das jetzt in dieser BA offenbar gefordert ist: absolute Loyalität zum ewigen Fraktionsvorsitzenden Quintus Fabius Maximus, genannt „Cunctator“!

Doch selbst wer in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit keinen Fuß über die Schwelle der BA gesetzt hatte und wer deshalb als unbeschriebenes Blatt gelten musste, wurde in der Mitgliederversammlung mit einem vorderen Listenplatz belohnt. Einzige dafür erforderliche Qualifikation: der erhobene Daumen des Fraktionschefs…

Für die BA treten Kandidaten in Wahlkreisen an, die nichts mehr fürchten als ein Ratsmandat und denen in die Hand versprochen werden musste, dass mit einem Direktmandat niemals zu rechnen sein würde. Diese Aussicht, verbunden mit der Gewissheit kein Flugblatt verteilen zu müssen, hat viele letztlich überzeugt.

Am Programm lag es nicht. Denn das ist dieser BA mittlerweile so gleichgültig geworden wie ihr Gründungskonsens und ihre Geschichte. Wo früher Offenheit, Neugier, Witz und Mut herrschten, da steht seit Monaten eine Wagenburg mit lila Wimpeln.

Jetzt geht es nur noch um Besitzstandswahrung: Geschäftsstelle, Sekretärin und Fraktionsvorsitz. Für sechs lange, ruhige Jahre im Rat, unbehelligt von kritischen Fragen im eigenen Verein.

Sechs Jahre im Rat: als Zubrot, als Nebenverdienst, als nette Abwechslung im Rentnerleben.

Dafür wurden die letzten, die allerletzten Kräfte mobilisiert.

Ideen, Konzepte, Visionen? Fehlanzeige!