Ein Haus, so bescheiden und zurückhaltend…

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Nicht von „einem Meister der deutschen Sprache“, sondern von einem, der „liest und klickt (…), was ihm so in die Hände fällt“, ist die verbeulte Gebrauchsprosa, mit der eine Gruppe von Bürostühlen am Wochenende auf sich aufmerksam machen wollte.

Ganz nah bei den Menschen, gewissermaßen am Puls der Zeit, wähnen sich da Kandidaten einer Wählergemeinschaft, die sich ungefragt und ungebeten „Allen Omas und Opas zum Muttertag“ an den Hals werfen.

Endlich ein Alleinstellungsmerkmal, mit dessen Hilde sich diese „Bürgeraktion“ von ihrer politischen Konkurrenz abheben könnte!

Stellvertretend für die „Kandidaten der Bürgeraktion“, die sich dem Leser bzw. der Leserin dieses Flugblatts gleich im Sammelpack als „Ihre“ anbiedern, ohne allerdings in Erscheinung zu treten, blickt einer, in die Jahre gekommen, in die Kamera.

Er will etwas mitteilen. Und dabei schaut er so aus, als hätte man ihn soeben dazu verurteilt, einen Steinbruch in einen Skulpturenpark zu verwandeln.

Eine neue politische Formation, die einen alten Markennamen zuschanden reitet, als gelte es, für weniger Geld aus „Karstadt“ noch einmal „Arcandor“ zu machen, sucht verzweifelt nach einer Existenzberechtigung.

Jetzt sind es „alte und behinderte Menschen“, denen man im lese- und augenfreundlichen Blocksatz, verspricht, man wolle „Überwege sicherer machen“.

Und diese das Herz erwärmende Botschaft, mit der man in Hilden ganz gewiss einzig dasteht und auf einer Woge der Zustimmung in den neuen Stadtrat surft, wird in Worte gekleidet, die wie Holzmehl im Mund schmecken.

Hermetisch dichte, rhetorische Sandsackbarrikaden, deren einzige Auflockerung die vom Texter noch nicht beherrschte Silbentrennung bietet, werden mit kleinem Schriftgrad in rechtwinkligen Blocksatz gepresst. Man hätte eine Leselupe mitliefern sollen…

Während dieser Beitrag einen Vorschlag aufgewärmt hat, der erst ein Jahr alt ist, geht es beim zweiten Text noch viel weiter zurück: Es geht um den „fortschreitenden Ruin“ eines Hauses, nicht etwa eines Unternehmens oder gar einer Person.

Das frühere Wohnhaus der 1995 verstorbenen Ex-Bürgermeisterin Dr. Ellen Wiederhold „verfällt mehr und mehr.“ Zwar nicht erst seit gestern, aber ganz plötzlich zeigt ein anderer Bürgermeisterkandidat sich ganz doll „entsetzt“.

Das Haus wirke „bescheiden und zurückhaltend“ und also nicht so arrogant und forsch wie so viele andere Immobilien.

Der Kandidat sei von Nachbarn angesprochen worden. Offenbar ist der Hildener Westen für ihn so weit weg wie für andere Sibirien oder der Gründungskonsens der BA.

Und was gibt er diesen und allen anderen, die ihm möglicherweise noch über den Weg laufen und sich um das zurückhaltende Häuschen sorgen, als seine Antwort mit auf den Weg?

„Schade, schade, ich wünschte, es wäre erhalten worden.“

Na, das ist doch endlich mal eine klare Aussage in einem Flugblatt zur Kommunalwahl!

Zwar kann man sich auch so zusehends ins politische Abseits manövrieren statt „zusehens“ die deutsche Rechtsschreibung zu karikieren, aber es war bestimmt nicht so gemeint.

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