FDP-Bürgermeisterkandidat gibt sich „parteilos“

Seit ein paar Tagen ist in den todlangweiligen Wettbewerb um den Bürgermeisterschreibtisch im Rathaus etwas Farbe gekommen: Ein scheinbar neuer, frischer Kandidat ist aufgetaucht, offenbar parteilos.

Sein Konterfei kommt einem irgendwie bekannt vor. Ebenso vertraut ist einem auch der vollständige Verzicht auf eine politische Botschaft auf einem Plakat, das ihn großformatig lächelnd zeigt.

Kein Parteilogo zu sehen. Und Weiß auf Blau wirbt er mit der schlichten Behauptung „Einer von uns … einer für uns!“ für sich. Wer könnte sich diesem geballten Charme und dieser präzisen Wahlaussage widersetzen?

Wer ist das?

Ganz ohne FDP: Rudi ist blau.

Es handelt sich nicht um den achten Bürgermeisterkandidaten, sondern um eine alten Bekannten: Rudi Joseph, FDP-Ortsverbands- und Fraktionsvorsitzenden, wirbt für sich, indem er seine Parteizugehörigkeit verschweigt.

So schlecht steht es also um den Ruf der FDP-Hilden, das sich deren Bürgermeisterkandidat offenbar größere Wahlchancen ausrechnet, wenn er so tut, als hätte er mit dieser Partei nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Ein Kandidat, der seine Mitgliedschaft in einer Partei und seine Nominierung durch diese Partei unterschlägt, ist unehrlich. Er täuscht die Wählerinnen und Wähler. Er setzt darauf, von politisch nicht so gut Informierten als unabhängiger Kandidat wahrgenommen und gewählt zu werden.

Es ist menschlich nachvollziehbar, dass auch ein FDP-Spitzenkandidat wenig Lust dazu verspürt, sich und sein Konterfei mit dieser sterbenden politischen Formation in Verbindung zu bringen. Dann wäre es allerdings konsequent, sich nicht aufstellen zu lassen.

Diese Zurückhaltung war und ist Rudi Josephs Sache nicht. Er tanzt auf vielen Hochzeiten, tritt hier als FDP-Vizebürgermeister auf, ist dort „Partner der Wirtschaft“ und segelt vor den Augen der Öffentlichkeit fröhlich-lächelnd unter falscher blauer Flagge.

Soviel Beliebigkeit war noch nie. Andererseits: Hatte Liberalismus denn jemals politische Substanz gehabt?