„…die einst viel beachtete Fraktion…“

Ein Nachruf der RP-Hilden

Sie sind zwar nicht gestorben. Und sie fühlen sich auch nicht wirklich schlecht. Aber die „Rheinische Post“ behandelt sie so, als wären sie schon von gestern. Und möglicherweise sind sie das auch.

Sie wissen es nur noch nicht.

Die Rede ist von der „BA“, früher auch besser bekannt und auf Wahlplakaten kenntlich gemacht als: „Bürgeraktion Hilden“.

Früher: Das war, als man die Bürger/innen noch aufgefordert hatte: „Anders wählen!“, als man noch versprochen hatte „100 % Hilden!“, als man frech behauptet hatte: „Parteien waren gestern!“ und als man in Wahlkreisen bis zu 15,9 % der Stimmen bekommen hatte.

2009 machten 2.425 Wähler/innen ihr Kreuz bei Kandidatinnen und Kandidaten der „Bürgeraktion“. Man kam auf 10,1 % der Stimmen und verpasste den fünften Ratssitz nur knapp.

2014 wollten nur noch 1.428 Wähler/innen die BA im Rat sehen. Mit 6,1 % der Stimmen und nur noch drei Sitzen stellt die BA jetzt die kleinste Ratsfraktion. Hatte man 2009 nur noch in einem der 57 Stimmbezirke unter 5 % gelegen, so landete die BA am vergangenen Sonntag in 18 von 54 Stimmbezirken zum Teil weit darunter.

Für die „RP“ ist dieses Wahlergebnis „nicht weniger als ein Debakel, mit dem die einst viel beachtete Fraktion nun umgehen muss.“

Ob und wie sie das tun wird, steht in den Sternen. Die interne Diskussionskultur der BA ist seit dem Rückzug auch der letzten Aktivposten aus der politischen Arbeit so gut wie tot. Es reicht, wenn die Vorsitzenden von Fraktion und Wählervereinigung miteinander telefonieren.

Die Notwendigkeit, sich nach der Kommunalwahl unverzüglich an einen Tisch zu setzen, um beispielsweise über die Positionierung der BA bei der Bürgermeister-Stichwahl zu entscheiden, wird sowieso nicht gesehen. Wertvolle Zeit verstreicht.

Sie sind zu spät. Und auch noch fast sprachlos. Genauso wie man am Wahlsonntag erst nach 21 Uhr in die Stadthalle gekommen war, dem eigenen Abschneiden buchstäblich mit offenem Mund zugesehen hatte und die 5,8 % für Bürgermeisterkandidat Gerd Hegmann einfach nicht verstehen konnte.

Die Ankündigung des mit 3,3 % nach Hause geschickten BA-Bürgermeisterkandidaten in der Wahlnacht, man werde „analysieren, was schlecht gelaufen ist“, darf man getrost als rhetorische Pflichtübung bezeichnen.

Wer kann und will in der BA denn jetzt noch die offensichtlich falsche Wahlkampfstrategie zur Sprache bringen? Da müsste man sich ja an die eigene Nase fassen! Und dann würde man möglicherweise Fehler entdecken und eingestehen müssen. Wozu sollte das gut sein?

Ein „Debakel“ ist das Wahlergebnis für die vor 15 Jahren gegründete BA, der viele Gründungsmitglieder längst den Rücken gekehrt haben, auf jeden Fall – ob man nun BA-intern davor die Augen verschließt oder nicht.

Mit Erstaunen liest man, dass die „RP“ sogar soweit geht, die BA als „einst viel beachtete Fraktion“ zu bezeichnen. Im politischen Nachruf drückt sich Respekt und Anerkennung für die Ratsarbeit einer politischen Formation aus, deren Akteuren die „RP“ in der Vergangenheit gelegentlich Haltungsnoten erteilt hatte.

Folgt man der Logik ihrer Argumentation, dann spricht die RP über die BA-Vergangenheit („einst“). Einst war die BA viel beachtet. Jetzt und in Zukunft ist sie das nicht mehr.

Woran das wohl liegt? Gewiss nicht am Führungspersonal. Die Wähler/innen haben die Botschaft der BA einfach nicht begriffen.

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„Große siegen, Stadtrat bleibt zersplittert“ (RP. 27. Mai 2014)