Die Weichen der Stadt

„RP“ sieht „Alleinstellungsmerkmal“

In der Rubrik „Analyse“ hat die „RP-Hilden“ heute einen Bekenntnisaufsatz der Chefredakteurin der Hildener Lokalredaktion veröffentlicht, der Mutmaßungen, Unterstellungen und Kurzschlüsse enthält und nur einen substanziellen Gedanken enthält:

Frauen besetzen angeblich „die wichtigsten Positionen im Hildener Stadtrat“.

Nicht nur die wichtigsten Positionen, sondern es werden sogar „alle wichtigen Positionen im Rat selbst und in den Geschäftsstellen der Fraktionen von Frauen besetzt.“

Die Bürgermeisterin und die „Chefs der beiden größten Fraktionen“ im Rat sind weiblich und für die „RP“ trotzdem keine Chefinnen.

Was sagt uns das? Es kommt nur auf SPD und CDU an? Bartel wird nur zum Most-Holen gebraucht? Reffgen verwaltet den Bücherschrank? Aber da ist doch auch noch Frau Urban von der dUH-Nachfolgerorganisation…

Die RP-Chefredakteurin vergisst nicht zu erwähnen, dass drei der sechs Fraktionsgeschäftsstellen von einer Frau geleitet werden. Für sie ist eines ganz klar: „Fest steht, dass die Weichen der Stadt damit fast ausschließlich von Frauen gestellt werden; (…).“

Was für ein beeindruckendes „Alleinstellungsmerkmal“!

Zwar räumt die „RP“ ein, „nicht abzusehen“ sei, „inwieweit sich das auf die politische Arbeit auswirkt“, aber da auch diese Lokalredaktion politische Arbeit aus der Perspektive einer „Homestory“ betrachtet, wird sie Politisches nicht wahrnehmen.

Es soll menscheln. Und das tut es ganz gewaltig. Wäre da nur nicht das „leidige Partei-Profil“, das die „RP“ offenbar so bejammernswert findet, dass sie es in der Überschrift über diesen Bekenntnisaufsatz prominent platziert hat.

Warum muss man denn immer die Differenzen betonen? Ob „RP“, „Express“ oder „Bäckerblume“ – gibt’s denn da wirklich Unterschiede?

Aber möglicherweise beschleicht die „RP“ ja die Hoffnung, durch die von Frauen besetzten, angeblich wichtigsten Positionen im Hildener Stadtrat könnte sich ein gigantisches Versöhnungsfest ereignen und alle Meinungsunterschiede und Interessengegensätze in schwesterlicher Umarmung geradezu erdrücken?!

Wer sich so nach Harmonie, nach der großen Konsenssoße sehnt, die alle Unterschiede zudeckt, und wer es zugleich für erwähnenswert hält, dass Frauen öffentliche Ämter besetzen, scheint von der fixen Idee beherrscht zu sein, das Geschlecht bestimme den Charakter (auch der Politik).

Dazu gehört auch, dass der Gegentypus zu dieser schwesterlichen Harmonie beschrieben wird:

Es gibt ihn in der harmlosen Variante als betrogenen Betrüger, dargestellt von BA-Fraktionschef Reffgen, der „klarere Kante bevorzugen würde.“

Und es gibt ihn in der „Hardcore“-Version: Die RP-Chefredakteurin fände es nämlich „erstaunlich, wenn Ralf Bommermann sich mit der Entscheidung abfände und von der zweiten Reihe aus agierte – das hat er noch nie getan.“

So gut kennt sie ihn also. Auch ohne „Homestory“.

Und dann stellt sie sich in die Gerüchteküche und kommt voll in Fahrt:

Da werde „werde ebenso offen wie auch hinter vorgehaltener Hand darüber spekuliert, dass Bommermann sich der AfD anschließen könnte“ – was der „RP“ mindestens einen Leitartikel und einen Kommentar wert wäre.

Aber „natürlich“, so die „RP“ – darauf vorbereitend, dass sie keine Fakten verbreitet – gehöre zu den „Spielregeln“, von denen dieses Blatt lebt, „dass er selbst dies als böses Gerücht abtun und vehement widersprechen wird.“

Da sind Frauen wie Marion Buschmann aus einem ganz anderen Holze geschnitzt und kommunikativ bis zur Selbstbeschädigung, wie dieses eindrucksvoll bewiesen werden konnte, als die CDU-Fraktion sich in 2011 mehr als halbierte!

Dass Marion Buschmann, die „Chef“ dieser Stadt werden wollte (wenn auch nur auf Wahlplakaten), nicht stellvertretende Bürgermeisterin wird, teilt uns die „RP“ lediglich mit. Warum Frau Buschmann hier keinen ihrer Hüte in den Ring werfen will, erfahren wir nicht.

Das würde Recherche voraussetzen. Und zur Analyse herausfordern. Beides kann und will diese „RP“ nicht leisten. Stattdessen: Gerüchte, Stimmungen und schwesterliche Umarmungen zwischen RP-Redakteurin und einigen Ratsfrauen.

Frauen sind einfach die besseren Menschen. Zumindest in Hilden.

Lesen Sie auch:
„Das leidige Partei-Profil“ (RP, 24. Juni 2014)