„Wissen, wo der Chef hin will.“

Ja, wohin denn?

Seit dem 23. Juni hat Hilden ein neues Stadtoberhaupt. Eine Bürgermeisterin.

Das war es aber auch schon. Denn seit ihrer Wahl ins Amt, die nur 38% der Stimmberechtigten etwas anging, ist die Bürgermeisterin weder durch eine politische Aussage noch durch eine eigene Initiative aufgefallen.

Muss sie sich erst ins Geschäft einarbeiten? Nach gefühlter 100jähriger Mitgliedschaft im sozialdemokratischen Beziehungsbiotop? Nach einem Jahrzehnt als „Chief whip“ und stets beteiligt an den Politbüro-Runden im Rathaus, benötigt Birgit also noch Lehr- und Reifezeit?

Würde Hildens SPD einem Bürgermeister mit einem anderen Parteibuch auch soviel Zeit zur Nachreifung im Amt gewähren? Etwa einem Dr. Bommermann? – Unvorstellbar!

Hildens zur uniformen Boulevard-Presse abgesunkene Lokal-Journaille gibt uns einen rührenden Einblick in den Alltag der Bürgermeisterin, die sich als Radfahrerin outet. (Wir nehmen es nicht politisch.)

Birgit „will alles so lassen, wie es ist.“ Das glaubt man ihr aufs Wort, auch wenn es sich nur auf die Mitarbeiter im unmittelbaren Umfeld des Bürgermeister-Büros bezieht. Denn politische Konzepte, gar Visionen, waren und sind ihr Ding ja sowieso nicht.

Bürgerbeteiligung, wie Birgit sie offenbar schätzt, weil sie nicht mit lästigen eMails verbunden ist, die sie lieber ignoriert (hat da jemand „Hoffeldstraße!“ gerufen?) findet ab sofort auf und neben dem Fahrrad statt, mit dem die Chefin der Stadtverwaltung morgens und abends unterwegs ist.

Man sollte diese besondere Variante das „Dialogs“ mit dem Bürger in die Hauptsatzung der Stadt aufnehmen und stattdessen so lästige Formate wie die „Einwohnerversammlung“ streichen.

Wie im alten Rom kann jeder Bürger dem Staats- bzw. Stadtoberhaupt auf dem Weg in den Senat eine Bittschrift überreichen. Sehr praktisch, das Ganze!

Doch vielleicht wollen nicht nur die Angestellten und Beamten im Rathaus erfahren bzw. „wissen, wohin der Chef will“?

Wie wäre es, die Bürgermeisterin fasste den Mut, träte vor den Rat und entwickelte Vorschläge, Ideen für Hildens Zukunft?

Lesen Sie auch:
„Birgit Alkenings: Klarer Eindruck statt großer Show“ (WZ, 5. September 2014)
„Auf dem Fahrrad noch näher am Bürger“ (RP, 6. September 2014)