Hohe Nachfrage nach Schuldner- und Insolvenzberatung

SKFM legt Jahresbericht 2013 vor

Gleichbleibend hoch ist im Jahr 2013 die Nachfrage nach Schuldner- und Insolvenzbera-
tung.

Der hohe Beratungsbedarf bedeutet für die Betroffenen, dass zunächst eine Warte-
zeit überbrückt werden muss, bevor mit der Langzeitberatung begonnen werden kann.

Für viele Ratsuchende ist dies ein Schock, da sie sich erst melden, wenn finanziell „nichts
mehr geht“: überzogenes Girokonto, Lohnpfändung, Gerichtsvollzieher usw.

Im ersten Kontakt stehen die Themen Existenzsicherung und Maßnahmen zum Schuld-
nerschutz im Vordergrund, dann erfolgt die Aufnahme auf die Warteliste.

Auf die Einleitung des Entschuldungsprozesses, z.B. die Beantragung eines Insolvenzver-
fahrens, müssen die Ratsuchenden warten. In dieser Zeit ist jedoch die telefonische Kon-
taktaufnahme zur Beratungsstelle üblich geworden, um weitere Fragen zu besprechen.

Ausnahmen sind nur dann möglich, wenn das Jobcenter einen Berechtigungsschein für
die Schuldnerberatung ausstellt mit der Begründung, dass die Schulden den vorrangigen
Hinderungsgrund für eine Vermittlung in Arbeit darstellen.

Die längeren Wartezeiten vor Beginn der Sozialberatung für Schuldner wurden in der Akti-
onswoche Schuldnerberatung 2013 mit dem Thema „Recht auf Schuldnerberatung“ auf-
gegriffen.

15,67 % der Ratsuchenden der Schuldnerberatung kamen im Berichtszeitraum aus der Gruppe der 20 – 30 Jährigen. Auffallend sind die sich wiederholenden Gläubiger: die Schulden entstehen bei Mobilfunkanbietern bzw. im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Anbieter (Amazon, Ebay etc.)

Die Verschuldungssituation in dieser Altersgruppe spiegelt damit den Bundestrend wider: Mit 1,58 Mio. Schuldnern von 20 – 29 Jahren ist die zweitjüngste Altersgruppe der erfassten erwachsenen Schuldner um 0,18 Punkte auf 16,27 % angewachsen.

Andererseits gelingt es den jüngeren Schuldnern schneller, einer möglichen Überschul-
dungsspirale zu entkommen, da die angesammelten Schulden häufig noch nicht die Inten-
sität erreicht haben wie in der Gruppe der 30 – 39 jährigen, die die höchste Verschul-
dungsquote aufweist.

Wichtig ist, dass rechtzeitig den Faktoren entgegengewirkt wird, die bei den jungen Erwachsenen zur Verschuldung führen können.

Der Haushalts- und Konsumökonom Prof. Dr. Piorkowsky aus Bonn bezeichnet die Grup-
pe der jüngeren Schuldner als „verletzliche Verbraucher“:

Einerseits fehlt ihr Lebenserfahrung und die Einkommen sind (noch) gering. Andererseits sind Ausstattungsbedarf und Konsumwünsche in der Aufbauphase der eigenständigen Lebensführung groß.

Unter Fachleuten ist weitgehend anerkannt, dass die ökonomischen Herausforderungen der Lebensgestaltung sich seit Jahren beschleunigen (unter den TOP 20 der Unternehmen mit den höchsten Werbeetats sind 7 Anbieter von IT-electronic und Telekommunikationsdienstleistungen. Diese haben bereits in den ersten zwei Monaten des Jahres 2014 eineSumme von € 126,82 Mio. für Werbung aufgewandt.)

Soziale Schuldnerberatung hat laut Schuldnerberatung dauerhaft auch die Aufgabe, ein Gegengewicht zu diesem Werbeaufwand zu bilden, damit die ökonomische Grundbildung
nicht hinter den Anforderungen der Lebensgestaltung zurückbleibt.