Bommermann auf Normalmaß gestutzt

Ein politisches Rumpelstilzchen

Noch einmal bekommt er, was er braucht, um seine Eitelkeit zu befriedigen: Ein, zwei Artikel in der Einheitspostille RP/WZ, die ihn hochgeschrieben hat. Danach ist dann hoffentlich Schluss.

Man kann ihn nicht mehr sehen, ohne sich die sofortige Erblindung zu wünschen.

Ihn, der ohne eigenen Kraftaufwand auf der Woge der Anti-Parteien-Affekte an den Bürgermeister-Schreibtisch surfen wollte, um dort formvollendeter als alle seine Mitkonkurrenten den Politiker darzustellen, der immer mehr Menschen in die Wahlabstinenz treibt.

Er ernährte sich zeitweise prächtig von jedem spießbürgerlichen Ressentiment gegen „die da oben“, zu denen er in Wahrheit doch gehören wollte.

Und er gab den anti-demokratischen, kleingeistigen Vorurteilen des Stammtisch-Mobs gegen die angebliche Zersplitterung des Rates mächtig Nahrung, in dem er sich als Retter, als Aufräumer, als rücksichtlos zupackender Macher inszenieren ließ: „Der kann’s…!“

Er wollte aus den Kulissen heraustreten, unter Fanfaren und klingendem Spiel, und als angeblich überparteilicher, nur dem großen Ganzen verpflichteter Bürgermeister dem Parteiengezänk und -hader ein Ende bereiten. Diesen Eindruck suchte er jedenfalls nicht zu entkräften.

Ein Rat, der mit Weimarer Verhältnissen und Unregierbarkeit ungefähr so viel zu tun hatte wie ein Bommermann mit Bürgerbeteiligung, politisch-sozialer Emanzipation und Fairness im Umgang mit Andersdenkenden, schien auf einen Macher zu warten, auf den Einen, auf den Einzigen, auf ihn.

Doch am Wahlabend kam die Ernüchterung. Nicht einmal für die Stichwahl konnte Bommermann sich qualifizieren. Offensichtlich waren die Wähler/innen auf die Spießbraten-/Bier-Argumente dieses Kandidaten nicht hereingefallen.

Bommermann, der überall, wo er sich getummelt und herangewanzt hat, gescheitert und unter großem Trara ausgetreten ist, repräsentiert den Typus eines „Politikers“, dessen Egoismus stets ans Gemeinschaftsgefühl appelliert und der doch nur mühsam kaschieren kann, dass ihm die Befriedigung seines Narzissmus über alles geht.

Von Eitelkeit getrieben, politisch talentfrei und bar jedes strategisch-taktischen Vermögens hat Bommermann nichts riskiert auf seinem mehrfach gescheiterten Weg an die kommunalen Fleischtöpfe. Er wollte einmal im Leben Bürgermeister sein, nachdem es ihm nicht vergönnt war, als Karnevalsprinz zu „herrschen“.

Sein Ratsmandat hat Bommermann stets bedenkenlos als seinen Privatbesitz betrachtet und mitgenommen in eine andere politische Formation, wenn diese ihm die Aussicht auf Posten und Pöstchen eröffnete oder wenigstens zu eröffnen schien.

Stets tarnte er seinen Verrat an früheren, zum Teil langjährigen Parteifreunden, an Menschen, die ihm im Wahlkampf viel Arbeit abgenommen hatten, mit der Maske des Volkstribunen, der – nur den Interessen der Plebejer verpflichtet – mutig gegen die politisch Herrschenden in Magistrat und Senat zu Felde zog.

Ausgestattet mit der Geduld, der Perspektive und dem Aktionsradius einer politischen Eintagesfliege wollte er die lokalen Verhältnisse – nein, nicht aufmischen, sondern sich zunutze machen, für sich wirken lassen.

Er wollte nur dabei sein, mitmachen. Aber er durfte nicht. Man ließ ihn nicht. Man brauchte ihn nicht. Und man ließ es ihn spüren. Immer wieder.

Da suchte sich Bommermann 2009 die schwächelnde dUH-Truppe aus, die das Schießpulver gewiss nicht erfunden hatte, um dort zum ungekrönten König ausgerufen zu werden, mit einem schlesischen MacBeth an seiner Seite.

Der hat ihn jetzt erledigt. Und Mitleid will einfach nicht aufkommen.

Bommermann wollte es allen zeigen, wollte es ihnen als Bürgermeister heimzahlen, wollte „durchregieren“. Sein Hofstaat bestand aus gescheiterten Polit-Homunkuli der vergangenen drei Jahrzehnte. Sie waren zu nichts in der Lage, aber zu allem fähig.

Im Hintergrund, als Chef dieses Marionetten-Theaters auf Hänneschen-Niveau, stand ein großer Pate, der „Don Frederico“, der seine holzschnittartig biederen Figuren nach seiner Pfeife zur bayerischen Volksmusik tanzen ließ, in der vagen Hoffnung, dass ihm Dreistigkeit, Tumbheit und grenzenloser Opportunismus ein riesiges Wählerreservoir zuführen würden.

Da wollten einige Rache nehmen. Rache an der CDU. Rache an der FDP. – Es ging nie um Hilden, sondern immer nur ums eigene Ich.

Dass Gestalten mit einer erbärmlichen politischen Heuchelei in Hilden gescheitert sind, und zwar endgültig, ist ein Ereignis, wert gefeiert zu werden.

Dass sich diese politischen Spießgesellen, die einmal angetreten waren, das „bürgerliche Lager“ anzuführen und die Unehrlichkeit zum politischen Prinzip erhoben hatten, nunmehr gegenseitig befehden, ist als Akt politischer Hygiene uneingeschränkt zu begrüßen.

„Der ehemalige Bürgermeister-Kandidat erklärt die Zeiten der Wählergemeinschaften für beendet“, hat die „Rheinische Prawda“ gestern berichtet.

Doch wirklich gesprochen haben Hildens Wähler/innen : Sie haben die Zeiten der Bommermänner&Co. beendet. Ein für allemal.