Statt Gift jetzt Klima-Killer

Akzo Nobel: FCKW als Kühlmittel

Wie man der Einheitslokalpresse entnehmen kann, habe Akzo-Nobel, angesiedelt im Hildener Westen, in einer handverlesenen „Bürgerversammlung“ angekündigt, auf den Bau einer Ammoniak-Kälteanlage zu verzichten; stattdessen wolle man „auf eine mit FCKW betriebene Kühlanlage zurückgreifen.“

Man weiß nicht, ob man auf diese Aussage mit Erstaunen, Empörung und oder zynischer Bewunderung reagieren soll, denn es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass FCKW, also Fluorkohlenwasserstoffe, mitverantwortlich für den Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre sind („Ozonloch“) .

FCKW werden seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts als Kältemittel, als Treibgas, als Treibmittel sowie als Reinigungs- und Lösungsmittel eingesetzt. Ihr Einsatz ist heute bereits in vielen Anwendungsbereichen verboten: seit 1995 dürfen sie als Kältemittel in Kühlschränken nicht mehr verwendet werden.

Spätestens 2030 dürfte auch Akzo-Nobel keine FCKW als Kühlmittel mehr verwenden.

Und was kommt danach? Wird dann, in knapp 15 Jahren, der Bau einer hochgiftigen Ammoniak-Kälteanlage im Westen unserer Stadt wahrscheinlicher? Oder ist das keine Perspektive, die die Mehrheit der Ratsmitglieder im Blick hat?

Wird Akzo-Nobel dann erneut mit dem Hinweis auf Arbeitsplätze, die entweder neu geschaffen, gesichert oder auf dem Spiele stehen, seinen Widerstand gegen ein Bebauungsplanverfahren im Bereich Zeißweg/Walter-Wiederhold-Straße artikulieren und gewissermaßen subkutan willfährige, nach unternehmischer Anerkennung gierende Ratsmitglieder gegen Sicherheitsbedenken immunisieren?

Es war ja eine durchaus bunt zusammengesetzte Mehrheit gewesen, die im Frühjahr 2014 die im August 2012 von SPD, CDU und dUH beschlossene Aufstellung eines Bebauungsplans gestoppt hatte. (Plötzlich hatte die BA das Lager der „Ammoniak-Pastillen“-Lutscher verstärkt.)

Sie hatte sich sogar als besonders zufrieden gezeigt: Einst als „Bürgeraktion“ gegründet, bekannt und von Wahl zu Wahl stärker geworden, distanzierte sie sich plötzlich vom  angeblichen „Treiben der Verwaltung“ und forderte, „die Erweiterungspläne von Akzo Nobel an der Stadt Hilden nicht scheitern zu lassen.“

Die Realisierung des Bebauungsplans hätte wegen der Abstandsflächen aus Gründen der Sicherheit nämlich höchstwahrscheinlich den Bau einer Kühlanlage für hochgiftiges Ammoniak gefährdet, vielleicht sogar unmöglich gemacht.

Die BA hatte durch ihren Fraktionsvorsitzenden verkündet, die Stadt sollte Akzo-Nobel „keine Steine in den Weg legen. Genau das würde aber buchstäblich passieren, falls an einem Bebauungsplan-Verfahren im Bereich Zeißweg/Walter-Wiederhold-Straße festgehalten würde.“

Die neu zusammengewürfelte Mehrheit im Fachausschuss gegen die Weiterführung des Bebauungsplanverfahrens und damit für die Option auf eine Ammoniak-Kühlanlage war vom BA-Fraktionsvorsitzenden Reffgen sogar als „Glück“ bezeichnet worden.

In seinem Bemühen um die Anerkennung durch den „Hildener Industrieverein“ – und ganz besonders durch die „Akzo Nobel“-Chefetage – hatte der BA-Fraktionschef mit dem Gestus eines Mehrheitsbeschaffers verkündet: „Die Bürgeraktion dankt allen, die daran beteiligt waren.“

Beteiligt daran, Akzo-Nobel im Westen der Stadt, in Steinwurfweite zur Wohnbebauung, alle Möglichkeiten zur Betriebserweiterung offenzuhalten, auch und gerade den Bau einer Kälteanlage zum Einsatz eines hochgiftiges Kühlmittels!

Dass Akzo-Nobel trotz dieses großzügigen Entgegenkommens, trotz des Vorhandenseins einer auch in dieser Frage offenbar willfährigen Ratsmehrheit, (vorläufig) auf die Ammoniak-Kühlanlage verzichtet und ohne dabei zugleich mit Arbeitsplatzgefährdung zu argumentieren, überführt das „Entweder-oder“-Szenario der Reffgen-BA der Lächerlichkeit.

Entwarnung kann freilich nicht gegeben werden. Im Gegenteil: Zu befürchten ist, dass die Erweiterungspläne von Akzo-Nobel nur aufgeschoben werden sollen. Nachdem man den Testballon hat fliegen lassen, weiß man jetzt, wo propagandistisch nachgebessert werden muss. Bis 2030 hat man Zeit.

Die Bürger/innen im Westen der Stadt sollten wissen, dass sie von der BA mindestens bis 2020 verraten und verkauft werden.

Lesen Sie auch:

„Akzo Nobel verzichtet auf Ammoniak“ (WZ, 23. Oktober 2014)
„Ammoniak-Kälteanlage im Hildener Westen wahrscheinlicher“ (21. Juni 2014)„Bürgeraktion“ in den Niederungen der Realpolitik (11. April 2014)