Hilden nicht familiengerecht!

„Allianz“ will städtebauliches Strategiekonzept

Während andere kleine Fraktionen jammern, Weckmänner verteilen oder einfach nur schweigend im Fachausschuss sitzen, hat die nunmehr bommermann-freie „Allianz für Hilden“ sich entschlossen, Politik zu machen.

Im Stadtentwicklungssauschuss hat sie am 19. November 2014 einen Antrag zur Entwicklung eines städtebaulichen Strategiekonzepts „Familiengerechtes Wohnen mit Kindern“ vorgelegt.

Die Bürgermeisterin soll beauftragt werden, ein städtebauliches Strategiekonzept „Familiengerechtes Wohnen mit Kindern“ zu erstellen, um so dem demografischen Wandel entgegenzuwirken und junge Familien an die Gemeinde zu binden.

Zur Begründung weist die Fraktion auf die extreme Verdichtung Hildens hin, denn hier leben ca. 2.150 Menschen auf einen Quadratkilometer. Hilden steht damit hinsichtlich der Bevölkerungsdichte in NRW an neunter Stelle!

Derzeit liefen Bemühungen in Hilden, die Bevölkerungsdichte durch massive Bebauung mit ca. 150 Wohneinheiten auf dem Albert-Schweitzer-Gelände noch weiter zu erhöhen.

Dass es vor allem an Lebens- und Wohnqualität für Familien mit Kindern fehle, werde in der Sitzungsvorlage WP 14-20 SV 61/016 zum Vermarktungskonzept des Grundstücks der ehemaligen „Albert-Schweitzer-Schule“ beschrieben. Dort heißt es u.a. auf Seite 2:

„Aufgrund der öffentlichen Diskussion des Bebauungsplanentwurfs wandten sich neben 18 Bauträgern bisher 147 Bauwillige an die Verwaltung. 123 Familien haben sich in die vorläufige Interessentenliste eintragen lassen, um ein Baugrundstück für ein Einfamilienhaus zu erwerben.“

83,6% der Bauwilligen interessierten sich folglich für ein Einfamilienhaus. Für Familien seien Häuser, ob freistehend, Reihen- oder Doppelhaus, häufig die ideale Wohnform, insbesondere bei zwei oder mehr Kindern.

Die Quote von Einfamilienhäusern im Wohnbestand der Stadt Hilden sei aufgrund der hohen Verdichtung aber eher als gering zu bewerten. Belegt werde diese Aussage z.B. durch einen Bericht in der RP vom 10.11. 2014, wo es heißt:

„Alle Makler auf der Immobilienmesse im Hotel am Stadtpark können nur bestätigen, dass der Immobilienmarkt, gerade für junge Familien, derzeit kaum Angebote hergibt. Dagegen schießen seniorengerechte, hochwertige und dementsprechend teure Eigentumswohnungen wie Pilze aus den Böden, nahezu ausschließlich behindertengerecht.“

Dass Hilden nicht familiengerecht sei, bewiesen auch die Erhebungen von IT.NRW, wonach die über 65-jährigen in Hilden einen Bevölkerungsanteil von durchschnittlich 23,8 % aufweise, in ganz NRW von 20,3 % und im Kreis Mettmann von 23,0%.

Auch der 3.Kreisentwicklungsbericht halte fest, dass die meisten Fortzüge in Hilden bei den 30- bis unter 50-jährigen lägen.

Hilden weise neben Velbert und Wülfrath die meisten Zuzüge bei den 65-jährigen und Älteren auf. Laut Kreisentwicklungsbericht werde Hilden dem Demografie-Typ „Stabile Mittelstädte und regionale Zentren mit geringem Familienanteil“ zugeordnet.

Laut IT.NRW (Ergebnisse der Volkszählung 1987 und des Zensus 2011) weise Hilden eine prozentuale Veränderung des Bevölkerungsanteils bei den über 65-jährigen von + 10,2 % auf. In NRW seien es + 5,7%, im Kreis Mettmann + 9,7 %. Hilden liege somit an der Spitze bei den Zuzügen der 65-jährigen und Älteren.

Dies werde auch deutlich durch die aktuelle Schaffung von Wohnraum für Senioren.
Im neuen „Jacobushof“ würden z.B. 39 Wohnungen, d.h. ca. 56 %, für die Bewohnergruppe der 65 + jährigen reserviert. Dies werde durch den reduzierten Stellplatzschlüssel von 0,7 deutlich, denn die Bevölkerungsgruppe der Senioren verzichte häufig auf einen PKW.

Diese Aussage zur Bebauung „Jacobushof“ werde ebenfalls im Bericht der RP vom 10.11.2014 bestätigt, in dem ein Makler von Corpus Sireo äußere:

„Die Lage ist fantastisch, das Energiekonzept großartig, man ist mittendrin, die Geschäfte hat man direkt vor der Tür.“

Aber auch er müsse eingestehen:

„Diese Wohnungen eignen sich nicht für Familien mit Kindern.“

Die Investition in Einfamilienhäuser jeglicher Form für junge Familien sei für die Kommune Hilden eine Investition in die Zukunft.

Die heute 30-jährigen, die in eine solche Wohnform zögen, würden auch in 40 Jahren noch mit hohem Anteil in Hilden wohnen. Dies werde man von den heute 70-jährigen Senioren kaum erwarten dürfen.

Es bestehe daher ein erheblicher Nachholbedarf beim Bau von Einfamilienhäusern, der durch ein städtebauliches Strategiekonzept „Familiengerechtes Wohnen mit Kindern“ aufgefangen werden könne und dem demografischen Wandel entgegenwirke.