Archiv für den Tag: 16. November 2013

Die „wahre“ Meldung?

Ein interessanter Zufallsfund

Ein günstiger, erstaunlich eisiger Wind wehte heute Nachmittag in der Innenstadt, Höhe Kronengarten, ein bedrucktes Blatt auf den zu schmalen Gehweg.

Ein gewohnt besorgter Bürger – es muss sich um die Person handeln, die unter der Bezeichnung „gewöhnlicher“,  „Normal-Bürger“ oder einfach nur „Der Bürger“ zu einiger Bekanntheit gekommen ist – hob das Papier auf, las es und lieferte es bei der richtigen Stelle ab.

hildenBLOG dankt für diesen „Hinweis aus der Bevölkerung“, den wir hiermit ungekürzt veröffentlichen:

 

Vergiftetes Lob

Bommermanns missratene „Krönungsmesse“

In einer vom unfreiwilligen Polit-Frührentner Dr. Peter Schnatenberg gestern morgen (15. November 2013) verfassten Pressemitteilung hat die dUH-Nachfolgeorganisation der Welt ein Ergebnis ihrer Mitgliederversammlung verkündet:

Unter Ausschluss der (Presse-)Öffentlichkeit – also ganz so, wie es sich für eine Organisation gehört, in der einer dem anderen nicht über den Weg traut – haben organisierte Mandatsdiebe  „ihren Spitzenkandidaten für die Bürgermeisterwahl 2014 bestimmt.“

Dass es hinter den Kulissen nicht so einträchtig zugeht, wie manche das gerne hätten, belegt nicht nur die verschlossene Tür zum Sitzungssaal, sondern auch das Ergebnis einer Wahl, die nach dem Kommunalwahlgesetz geheim durchgeführt worden sein muss:

Als einziger Bewerber wurde Ralf Bommermann zwar zum Bürgermeisterkandidaten der dUH-Nachfolger gewählt, aber nur „mit großer Mehrheit.“ Also muss es bei dieser alternativlosen Abstimmung mehr als eine Nein-Stimme bzw. mehr als nur eine Enthaltung gegeben haben.

Man wundert sich schon darüber, dass diese Personalentscheidung der dUH-Nachfolger, die deren „Pate“ – der „Unternehmer und Politiker“ – im schlechtesten Berlusconi-Stil via „RP“ angekündigt hatte, nicht mit einem klareren Ergebnis getroffen worden ist.

Da werden wohl einige ihrer Unzufriedenheit im Schutze einer geheimen Abstimmung etwas Luft verschafft haben. Und der Verfasser der Pressemitteilung hat – ganz gewiss unabsichtlich! – Bommermanns fragwürdige Rückendeckung im eigenen Verein angedeutet: „mit großer Mehrheit“…

Wer im eigenen Laden, ohne Gegenkandidaten, in geheimer Abstimmung lediglich die große Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt, ist alles andere als ein von einem breiten Vertrauen getragener Bürgermeisterkandidat.

Man hat diese Schwachstelle offenbar geahnt, denn anders wäre der Verzicht auf eine öffentliche Mitgliederversammlung nicht zu erklären. Die dUH-Nachfolger mitsamt ihrer journalistischen Jubelperser aus „WZ“ und „RP“ hätten viel lieber eine presseöffentliche Krönungsmesse inszeniert.

Nicht nur hildenBLOG ist dem Verfasser der jüngsten Pressemitteilung der „Alliierten“, Peter Schnatenberg, zu Dank verpflichtet. Dieser (unfreiwillige) Einblick in das alles andere als harmonische Innenleben der dUH-Nachfolger klärt auf.

Selten hat ein Kandidat aus dem Munde eines Parteifreunds ein vergifteteres Lob zu hören bekommen!

Wer solche „Alliierten“ hat, könnte im „Kalten Krieg“ enden.

Anderswo gelesen IX: Die Leser-Revolution

– und warum wir sie unterstützen sollten! 

Rede von Gabor Steingart, Herausgeber Handelsblatt, anlässlich der w&v-Veranstaltung „Future Summit 2013: Innovation, Wirkung, Nachhaltigkeit“ in München am 14.11.2013:

Einige Zitate:

„Die Journalisten sind ganz die alten geblieben. Unsere Leser nicht. Es findet täglich ein lautloser Aufstand der Mündigen, der Selbstbewussten, der Aufgeklärten statt, die den medialen Frontalunterricht – die Redaktion belehrt, der Leser lauscht andächtig – als unzeitgemäß und auch als undemokratisch ablehnen.

(…)

Die Leser sind realistischer in der Beurteilung der Vitalitätsreserven des politischen Systems, weshalb sie die Vereine der organisierten Intrige weiträumig meiden. Bei der letzten Bundestagswahl gab es mehr Nichtwähler als Merkel-Wähler. (…)  

Diese Legitimationsverluste sind das weithin unverstandene Phänomen unserer Zeit. Der Anstieg der Nicht-Wähler wird als Ausdruck von kollektiver Faulheit und Verblödung interpretiert, nicht als Ausdruck einer von Bürgern als dysfunktional empfundenen politischen Führung, der man zugleich alles und nichts zutraut.

(…) Der Nicht-Wähler und der Noch-Wähler sind nahe Verwandte. Sie wollen nicht mit wichtigtuerischer Chefredakteursmine (Demokratie in Gefahr!) vor sich selbst gewarnt werden. Sie wollen einen Journalismus, der den Unterschied zwischen Partei und Politik versteht, der mit ihnen für demokratische Erneuerung streitet, der die Herolde der Parteipolitik in die Schranken weist und sie nicht allmorgendlich nur aus Routine auf die Titelseite wuchtet. Womöglich sind abnehmende Wahlbeteiligung und schrumpfende Leserschaft sogar zwei Phänomene, die zusammen gedacht werden müssen.

(…)

Wir haben uns mit der Politik gemein gemacht. Nicht wenige politische Redakteure pilgern zu den Flachbauten der Parteipolitik als handele es sich um Kathedralen. Man sieht sich in einer Bedeutungskoalition mit den Parteigrößen.“

Hier können Sie die ganze Rede nachlesen und herunterladen (Bitte anklicken!):
Rede_Steingart

„Mit großer Mehrheit“

Hofschreiber bei der Arbeit

Hildens Lokalpresse arbeitet hart und konsequent daran, ihre Überflüssigket zu demonstrieren. hildenBLOG hat gelegentlich auf Kostproben dieser Mischung als Katzbuckelei und hündischem Schwanzwedeln hingewiesen. Da wird dann kräftig apportiert, wenn manche „Jounalisten“ auf angebliche „Akademiker“ treffen.

Die „Rheinische Post“ hat ihren Online-Auftritt gleich so gestaltet, dass Bilderflut und Werbung nur noch geegentlich durch Texteinschübe unterbrochen werden. Recherche kostet Zeit und Geld und findet deshalb nicht mehr statt. Der Verlautbarungsjournalismus der „Werbeblättchen“ hat die Lokalredaktionen der Tageszeitungen längst erreicht.

Als Nachrichtenmedium kann die Lokalpresse gegen das Internet sowieso nicht bestehen. Eine neue Chance für die gedruckte Presse böte eine anlysierende, vertiefende Berichterstattung. Diese setzte aber Kompetenz, Ausdauer und Unabhängigkeit voraus. Doch auch in Hilden hat sich der Lokaljournalismus längst mit der Politik gemein gemacht.

Jüngstes Beispiel: Die Berichterstattung der „WZ“ und der „RP“ über die nichtöffentllichen Prinzenkürung bei der „Allianz für Hilden“.

Während die „WZ“ es immerhin für berichtenswert hält, dass Ralf Bommermann „mit großer Mehrheit“ zum Bürgermeisterkandidaten der Mandatsklau-Vereinigung gewählt worden ist, hält die „RP“ es nicht einmal für nötig, die Tatsache zu erwähnen, dass es eine Abstimmung gegeben hat.

Offenkundig ist das Bemühen von „WZ“ und „RP“, über die Art und Weise der Entscheidungsfindung hinwegzugehen: Die Anzahl der Enthaltungen oder gar Gegenstimmen scheint die Lokalredakteure nicht zu interessieren. Ob es sich um eine geschlossene oder (wenigstens) um eine presseöffentliche Wahlversammlung gehandelt hat, wird auch nicht mitgeteilt.

Möglicherweise hat die Lokalpresse sich schlicht und einfach wie ein Briefträger verhalten und eine nicht selbst recherchierte Nachricht abgedruckt. Das spart ja auch Aufwand, Zeit und Kosten! Und es macht die Informanten froh, und zwar so froh, dass vielleicht der eine oder andere unter ihnen die Zeitung kauft.

Der Eindruck, bei „WZ“ und „RP“ habe vor Ort der Wettbewerb um die hoffärtigste Formulierung längst begonnen, drängt sich auf, wenn man sich heute in beiden Lokalausgaben umschaut:.Die „WZ“ vermischt Bericht mit Kommentar und berichtet auf dem Niveau einer Schülerzeitung:

Der Bürgermeisterkandidat der dUH-Nachfolger habe sich „solide Haushaltspolitik“ vorgenommen, und zwar „als den wichtigsten Punkt seiner Politik (..).“

Und daran schließt sich ein Satz an wie aus in einer Wahlkampfbroschüre: „Eine leere Worthülse ist das nicht, denn schon zu seinen CDU-Zeiten und seit 2009 bei den Unabhängigen Hilden galt diesem Punkt sein besonderes Augenmerk.“

Beim CDU-Ratsherrn Ralf Bommermann, der nicht nur einmal einem Haushalt mit einem Defizit zugestimmt hatte, muss es sich also um einen Doppelgänger gehandelt haben.

Wie dem auch sei, die „WZ“ bricht eine Lanze für den „mit großer Mehrheit“, aber offensichtlich nicht einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten Gewählten.

Dieser Kandidat gehe „nicht chancenlos ins Rennen“, weil – auf diese Begründung muss man erst einmal kommen – , „er doch Vorsitzender der zweitgrößten Fraktion im Stadtrat ist.“ Dass diese Stärke wirklich nur „geliehen“ und durch Mandatsklau zustande gekommen ist, wird unterschlagen.

Für den früherenden dUH-Fraktionschef spreche angeblich „auch,  dass er Erfahrung im Bürgermeisterwahlkampf hat.“

Na, wenn das ein Qualitätsmerkmal ist, dann müsste die „WZ“ ja geradezu vor Ehrfurcht erstarren, sollte beispielsweise eine frühere Bürgermeisterkandidatin der „Grünen“ antreten.

Dass Bommermann es 1999 als CDU-Bürgermeisterkandidat geschafft hatte, sein Ergebnis aus dem ersten Wahlgang in der Stichwahl gegen Günter Scheib zu unterbieten, würde dieses Bild nur trüben. Die „WZ“ unterschlägt auch diese Information.

Bei soviel Desinformation durch „Information“ in der „WZ“-Hilden will die „RP“ offenbar zeigen, dass sie  es mindestens genausogut kann. CDU und SPD werden genannt, bei der FDP wird nachgefragt und auch bei den Grünen hat man angerufen. Doch die „Bürgeraktion“ wird von der „RP“ mit keiner Silbe erwähnt, und zwar nicht zum ersten Mal.

Die „RP“ muss ihre schrumpfende Leserschar schon für sehr beschränkt halten, da sie immer wieder simple Fakten verschweigt. Offenbar glaubt man, es reiche aus, die rundgesichtige Lokalprominenz zu hofieren und mit Foto auf die Titelseite des Lokalteils zu hieven, um als Blatt zu überleben.