Wenn Weiterbildung wieder zum Privileg wird

200 Plätze ausschließlich für „Rheinische Post“ reserviert  

Die Volkshochschule Hilden-Haan ist eine öffentliche Bildungseinrichtung, finanziert aus Mitteln der Städte Hilden und Haan. Es ist das Geld der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen, von dem die Volkshochschule lebt: in 2013 sind das rd. 479.000 EUR aus Hilden und rd. 256.000 EUR aus Haan.

Der Volkshochschul-Zweckverband Hilden-Haan wurde 1976 gegründet, „um“ – so steht es auf der Homepage der VHS – „den Bürgerinnen und Bürgern ein umfangreiches und qualitativ gutes Weiterbildungsangebot vorlegen zu können.“

Die ausschließlich aus öffentlichen Kassen finanzierte Institution wie die Volkshochschule, zu deren Zielen u.a. „die Stärkung der Fähigkeit zur Mitgestaltung des demokratischen Gemeinwesens“ gehört, führt eine Befragung der Bundestagskandidaten durch.

Diese gewiss interessante Veranstaltung wurde vom Leiter der VHS in die Stadthalle Hilden verlegt. Das ist gut. Doch zugleich wurden aber 200 Plätze für Abonnenten der „Rheinischen Post“ reserviert. Und zwar nur für die, denn

Wer kommen möchte, muss sich registrieren lassen; (…) Zudem müssen Name, Adresse, E-Mail-Anschrift sowie Abo-Nummer oder Premiumcard-Nummer angegeben werden. (…) die Namen werden beim Einlass in die Halle (ab 17 Uhr) an Hand einer Gästeliste kontrolliert.“ (RP-online)

Dass eine ausschließlich aus öffentlichen Mitteln finanzierte Bildungseinrichtung, wie die Volkshochschule Hilden-Haan, den Zugang zu einer politisch informativen Veranstaltung dadurch begrenzt, dass sie diesen zum Privileg für Abonnenten einer lokalen Tageszeitung macht, hat mit dem Bildungsauftrag dieser Einrichtung nichts zu tun!

Oder ist die RP-Hilden seit kurzem an der Finanzierung der VHS beteiligt? Lässt die VHS sich diese Privilegierung der „RP“ auch bezahlen? Wenn ja, in welcher Höhe? Nimmt die RP auch Einfluss auf das Bildungsprogramm? Übt die RP bei dieser Veranstaltung auch das Hausrecht aus?

Wo soll diese Entwicklung enden?

Kommt jetzt die „WZ“ und reklamiert Gleiches für sich? Oder verlangen demnächst die Parteien vor Ort Kartenkontingente für sich und ihre Anhänger? Was geschieht, wenn zwei Tageszeitungen eine aus Steuergeldern finanzierte Veranstaltung zum „Event“ und Privileg für ihre Abonnenten umfunktionieren wollen? Bleiben dann alle anderen draußen vor der Tür?

Oder ist unsere Volkshochschule so notleidend, dass sie dringend Sponsoren braucht? Wie wäre es mit der NSA als Sponsor einer „Informationsveranstaltung“ über Edward Snowden? Es müsste ja dafür nicht gleich die Stadthalle angemietet werden.