Bebauung Reichshof-Gelände: Kirchenvorstandsmitglied macht Druck

Planungsamtsleiter in Doppelrolle

Laut „Rheinischer Post“ sollen die Bauanträge für die Errichtung eines Gemeindezentrums auf dem Reichshof-Gelände „bis Oktober“ eingereicht sein. Damit würde eine jahrelange Hängepartie beendet, an der die Katholische Kirche, der das Grundstück gehört, insofern eine Mitschuld trägt, als sie sich einen Investor ausgesucht hatte, der anschließend Insolvenz anmelden musste.

Die Kirche will auf ihrem Grundstück eine neues Gemeindezentrum errichten und – entlang der Hochdahler und Mühlenstraße – bis zu 60 Wohnungen, damit sich das Ganze für sie auch rechnet.

Nun könnte man einwenden, dass die Kirche eben keine Erfahrung bei der Auswahl von Investoren habe, möglicherweise naiv gewesen und offenbar auf einen Blender hereingefallen sei. Gewiss, das mag so gewesen sein. Aber: Im Kirchenvorstand ist jemand vertreten, den man geradezu als Profi bezeichnen muss:

Peter Stuhlträger, Leiter des Planungsamts im Baudezernat unserer Stadtverwaltung!

Als Leiter des Planungs- und Vermessungsamts der Stadt ist Stuhlträger verantwortlicher Teil der Genehmigungsbehörde und als Mitglied des Kirchenvorstands sitzt er dem Bauausschuss der Pfarrgemeinde vor, die das Gelände bebauen will. Ein Interessenkonflikt?

Von dieser Doppelfunktion erfährt man nichts, wenn man die Lokalpresse liest:

Herrn Stuhlträgers jüngste Einlassung zum Bauvorhaben ist von der „RP“ nur dem „Mitglied des Kirchenvorstands“ zugeschrieben worden. Wenn der Planungsamtleiter der Stadt als „Mitglied des Kirchenvorstands“ erklärt, man „erwarte einen Satzungsbeschluss noch vor den Wahlen“, darf man sich schon fragen, wer hier Ross und wer hier Reiter ist.

Diese Frage muss auch vor dem Hintergrund gestellt werden, dass die Baudezernentin der Stadt, also die Vorgesetzte des Planungsamtsleiters Stuhlträger, laut „RP“ über die Ankündigung des Kirchenvorstandsmitglieds Stuhlträger, dass „bereits Bauanträge eingereicht werden sollen“, ihr Erstaunen kundgetan haben soll.

Die Baudezernentin hält es für möglich, dass der Bebauungsplan für das Reichshof-Gelände erst nach der Kommunalwahl im Mai 2014 Rechtskraft erlangt und fügt hinzu, dieses läge am vorgeschriebenen Verfahren. Aber dieses müsste Herr Stuhlträger doch auch kennen? Und dennoch erwartet er, dass der Stadtentwicklung in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl „grünes Licht“ gibt.

Der Vorsitzende des Bauausschusses des Kirchenvorstands scheint sich seiner Sache ja sehr sicher zu sein. Vielleicht liegt das auch daran, dass er entsprechernde Signale aus der Politik bekommen hat. CDU-Ratsherr Schlottmann sitzt ja neben ihm im Kirchenvorstand und auch in dessen Liegenschaftsausschuss. Dann kann nichts schiefgehen.

Frau Hoff, die Technische Beigeordnete der Stadt, wäre nicht die erste Person an der Spitze des Baudezernats, die lernen müsste, dass es in Hilden immer zwei Baudezernenten gibt: die echte und den wahren. Nur das Amt, in dem der wahre Baudezernent logiert, hat sich im Laufe der Jahre geändert.

Lesen Sie auch:

„Reichshof: Gemeinde rechnet mit Bauarbeiten im Frühjahr 2014“ (RP, 28.08.2013)