Das verspätete Pfingsterlebnis

Über Erweckte und Bekehrte in Hilden

Es ist geschehen und vollbracht! Das lange angekündigte, immer wieder verschobene Pfingsterlebnis der dUH-Nachfolgeorganisation.

Eingeläutet wurde diese Niederkunft des unheiligen Geists durch eine Prediger- und Prophetenversammlung am 28. September auf dem „Alten Markt“.

„Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“  (Apostelgeschichte 2,1-4)

Da stand ein Saulus neben dem anderen und mimte den Paulus. Und nicht nur eine Hanna (1 Sam 1, 12-18) wollte sich als Bekehrte zu erkennen geben.

Ja, wirklich, wer vorgestern noch als Saulus durch Hilden geschlichen war, der sprach plötzlich in einer ganz anderen Sprache! Der redete auf Passanten ein, als ginge es darum, vor dem „Jüngsten Gericht“ zu warnen!

Nein, das war kein zum Paulus konvertierter Saulus – das war ein Johannes der Täufer! Allerdings ohne „ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften“, und er aß auch keine „Heuschrecken und wilden Honig“.

Nein, so ein Freak oder Hippie hätte doch keinen Platz in der „bürgerlichen Mitte“!

Ganz erfüllt von seiner historischen Mission und aufgeladen bis in die lockigen Haarspitzen von der auch ihm zuteil gewordenen Erweckung, wähnte einer sich  offenbar an den Ufern des Jordans.

Und predigte. Und predigte. In mehr als einer anderen Sprache. (Und keine Salome weit und breit!)

Der einzige Unterschied zum biblischen Johannes: Der ersehnte Messias war da. Ist da. ER und nur ER kann Hilden vor dem kommenden Weltgericht retten! Als Bürgermeisterkandidat, nachdem es für den Karnevalsprinzen nicht gereicht hat ….

Und noch immer ergießt sich dieser Geist geistloser Zustände über unsere Stadt: Jetzt allerdings, profaner, alltäglicher: auf großen (3,70 m × 2,90 m) Stellwänden, die als „Wesselmänner“ oder „Wesselmanntafeln“ im Politikjargon geführt werden.

Pro Standort kosten sie rd. 500 EUR und verkünden die frohe Botschaft: „Endlich!“

Will diese neue Sekte auf hildener Boden uns daran erinnern, dass etwas ein Ende gefunden hat oder dass wir alle endlich sind, also auch jede „Allianz“?

Wir alle dürfen gespannt auf weitere frohe Botschaften warten.