Heiteres Kandidaten-Raten

Wer wird Bürgermeisterkandidat?

In knapp sieben Monaten, am 25. Mai 2014, können rd. 46.000 Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wer die Nachfolge von Bürgermeister Horst Thiele (SPD) antreten wird.

Eine Bewerberin hat ihren Hut schon in den Ring geworfen. Birgit Alkenings, die SPD-Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzende. Dass sie ihren Parteifreund Thiele politisch beerben will, ist keine Überraschung.

Aufgrund des in jahrelanger Kleinarbeit und mithilfe von Zuschüssen geknüpften Netzwerks zwischen Rathaus, SPD und Vereinen hat Birgit Alkenings gegenüber ihren Mitbewerber/innen einen großen Wettbewerbsvorteil, den sie nutzen wird.

In Hilden heißt die Staats- bzw. Rathaus-Partei: SPD. Dank einer profillosen CDU in Kombination mit der SPD hündisch ergebenen Grünen ist es den Genossen nicht schwer gefallen, sich in den vergangenen Jahrzehnten als „die“ Staatspartei auf Hildener Boden zu etablieren.

Konnte die CDU bis 1994 Vereine und Verbände aus dem privaten Füllhorn von Dr. Ellen Wiederhold bedienen und sich so politische Loyalität auf legalem Wege erkaufen, musste die SPD buchstäblich bei null anfangen. Innerhalb weniger Jahre wurde daraus ein erfolgreiches System kommunizierender Röhren.

Die (un-)geheime Botschaft lautet heute:

Wer in Hilden etwas für sich und/oder seinen Verein erreichen will, der muss sich das Wohlwollen der SPD sichern. Oder: Ohne die SPD gibt es nichts. Nicht einmal ein Baseball-Spielfeld…

Mag die SPD in Hilden bei Wahlen auch unterhalb der 30%-Marke liegen, so darf dieses Ergebnis, das immer noch über dem Durchschnitt im Land und im Bund liegt, nicht den Blick davon ablenken, was sich die Genossen durch ihre Arbeit im vorpolitischen Raum an Rekrutierungspotenzial erschlossen haben!

Es wäre deshalb eine politische Sensation, würde die SPD-Bürgermeisterkandidatin nicht einmal die Stichwahl erreichen.

Welche Kandidatin/welcher Kandidat könnte ihr gefährlich werden?

Ginge es nach der politischen Kleiderordnung der Bundesrepublik, dann käme nur die CDU als natürliche Alternative zur SPD in Betracht. Aber die CDU in Hilden ist eine unpolitische Selbsterfahrungsgruppe, die unter falsche Flagge segelt. Die CDU-Hilden ist ein Beziehungsbiotop, in dem nur überlebt, wer beim Waten im hüfthohen Seelenschlamm nicht versinkt.

Diese CDU scheidet als Alternative zur SPD aus. Ob sich die „emotionslose“ Fraktionschefin Marion Buschmann oder eine andere Person aus den sich belauernden Zirkeln nun den Hut der Spitzenkandidatur aufsetzt – „Stutenbissigkeit“ ist und bleibt eine feste Größe in dieser CDU. Damit ist das Scheitern vorprogrammiert.

Zum Dank für diese freiwillige Wahlhilfe für die SPD könnten die Genossen versucht sein, Frau Buschmann – nach einer gewissen Schamfrist – mit einem Beigeordnetenposten im Rathaus auszustatten.

Für die auch in Hilden arg ramponierte und geschwächte FDP wird Rudi Joseph antreten, um – freundlich-wohlwollend von der Rathauspartei SPD beobachtet – garantiert dafür zu sorgen, dass es im „bürgerlichen“ Lager zu einem Stimmensplitting kommt. Wer den völlig chancenlosen FDP-Bürgermeisterkandidaten wählt, schwächt das Anti-SPD-Lager.

Am Ende wird’s für Rudi Joseph mithilfe der SPD zum Vize-Bürgermeisterposten reichen. Und ein paar Druckaufträge aus dem Rathaus oder aus städtischen GmbHs sind auch noch drin.

Der Nächste, bitte!

Die Grünen. Auch die wollen 2014 eine Bürgermeisterkandidatur anmelden, obwohl sie doch stets im Windschatten der SPD segeln und ins Schwitzen kämen, müssten sie ihren eigenen Kurs berechnen – und fahren.

Wen die Grünen aufstellen, ist uninteressant. Die SPD ist den Grünen nicht gram, dass deren Bürgermeister-Kandidatur der SPD-Kandidatin einige Prozentpunkte kosten wird. Denn solange die Grünen im Rat und in den Ausschüssen die SPD-Politik stützen und sich maximal eine Stimmenthaltung leisten, sind die Genossen diesen Grünen nicht böse.

In der dUH-Nachfolgeorganisation gibt es einen, der mit den Hufen scharrt und einen anderen, der so gerne Bürgermeisterkandidat geworden wäre. Der Friedhelm Burchartz wird seinen Traum, einmal Bürgermeisterkandidat zu sein, weiter träumen müssen.

Ralf Bommermann ist der große Mann der Stunde. Im Blick den heldenhaften Kampf gegen „Rot-Grün“, gegen den Sozialismus in den Farben der SPD, wird Bommermann, der 1999 eine relativ gute Ausgangslage verspielt hatte, mit Spießbraten in der Hand einen Lagerwahlkampf führen, den er nur verlieren kann.

Mithilfe der Karnevalsjecken kann mag zwar das Rathaus erstürmen, aber das gelingt nur am Rosenmontag. Und da Bommermann selbst als „Karnevalsprinz“ nicht vermittelbar gewesen sein soll, werden ihn die Volksmassen – von den „Kniebachschiffern“ bis zu den „Musketieren“ – nicht ins Rathaus wählen.

Bommermanns größtes Problem ist aber nicht die Mobilisierung der jecken Massen. Noch schwieriger durfte der Querspagat werden, der von ihm verlangt wird: Bommermann müsste mit dem linken oder rechten Bein nach vorn und mit dem jeweils anderen nach hinten zeigen.

Einerseits müsste er sich von der SPD klar distanzieren, um als Alternative erkennbar zu werden. Andererseits braucht er das Wohlwollen der SPD, um überhaupt mehrheitsfähig werden zu können. Will Bommermann es sich mit der SPD nicht verscherzen – die ja CDU, FDP und Grüne politisch einkaufen kann –, dann muss er samtpfotig auftreten.

Und das ginge auf Kosten der klaren Profilierung.

Die SPD kann sich aussuchen, mit wem sie politisch zusammenarbeitet. Die dUH-Nachfolger haben bis auf die SPD in allen anderen Fraktionen politisch „Verbrannte Erde“ hinterlassen. Da bahnen sich keine Freundschaften mehr an.

Und was ist mit der „Bürgeraktion“, der nicht einmal die „Rheinische Post“ eine Erwähnung als „Fraktion“ gegönnt hat? BA-intern hat man sich darauf verständigt, die Bürgermeisterkandidatur Ende November 2013 zu entscheiden. Die BA wäre gut beraten, sich nicht unter Druck setzen zu lassen.

Am Ende könnte auch die politisch kluge Entscheidung stehen, auf einen Bürgermeisterkandidaten zu verzichten. Und dann könnte eine Wahlempfehlung folgen…