Noch mehr heiße Luft

Oder: Sie können nicht lesen

Ralf Bommermann, Fraktionschef der dUH-Nachfolgeorganisation und bald auch deren Bürgermeisterkandidat, hat in Hilden „Staatskunden“ ausgemacht, „die von Hartz IV leben und denen städtisch subventionierte Komfortwohnungen lieber sind als ihr jetziger sozialer Brennpunkt.

Garniert wurde dieser Appell an die kanalisierten Spießerinstinkte und –vorurteile mit folgender Aussage: „Preisgünstiger Wohnraum steht in Hilden im übrigen ausreichend zur Verfügung.“ Dass Wohnraum in der kleinsten Hütte ist, wusste schon Onkel Tom. Und dass man auch in einem Faß ganz gut leben kann, hat Diogenes gezeigt.

Unter Bommermann’s Friends scheint es einige zu geben, denen so ein Rest schlechten Gewissens zu schaffen macht und die sich fragen: „Was wäre, wenn es in Hilden doch einen Mangel an preiswertem Wohnraum gäbe?“ (Man will ja auch gewählt werden.)

Als Kompromiss zwischen Gewissensberuhigung und der bornierten dUH-Sicht bot sich dieser Ausweg an: „Wir brauchen aktuelle Zahlen zum Stand 31.12.2012.“ Statt im Rathaus anzurufen und um die entsprechenden Angaben zu jährlichen Veränderungen im Wohnungsbestand zu bitten, wurde ein Antrag geschrieben.

Die dUH-Nachfolger hätten zwar auch per Anfrage an Daten zu Abriss, Neubau, Wohnungsgrößen und -arten etc. kommen können, aber mit einem Antrag kann man mehr Eindruck schinden. In ihrer Antragsbegründung hatten die „Alliierten“ dann auch den Eindruck zu erwecken versucht, es handele sich bei dieser Truppe um seriöse Poliker:

„Für politische Entscheidungen werden verlässliche Daten über die Entwicklung seit dem Stichtag des Stadtentwicklungskonzepts (31.12.2009) benötigt, da wir ansonsten mit zunehmender Entfernung vom letzten Stichtag im Nebel fahren und ggf. Richtung und Geschwindigkeit der strategischen Stadtentwicklung nachjustieren müssen.“

Der unbefangene Beobachter, der Bürger, der sich nicht tagtäglich mit der Ratsarbeit beschäftigt, könnte vermuten, dass die Hildener Ratsmitglieder mit Daten operieren, die fast vier Jahre alt sind. Das wäre in der Tat unglaublich!

Aber so ist das nicht, wie Bürgermeister Thiele in seiner Stellungnahme zum Antrag der dUH-Nachfolger darlegt:

Er verweist die Antragsteller auf die „‚Statistischen Daten aus und über Hilden‘. Der letzte Bericht wurde im September 2012 veröffentlicht und die Bestandszahlen beziehen sich auf den 31.12.2011. Das Statistische Jahrbuch 2012 wird voraussichtlich Ende Oktober / Anfang November 2013 veröffentlicht.“

Und ergänzend dazu stößt er die dUH-Nachfolger förmlich mit der Nase darauf, in welchen Tabellen im „Statistischen Jahrbuchs“ der Stadt die Zahlen zu finden sind, die vom Bürgermeister per Antrag eingefordert werden.  

Dass Horst Thiele dem Stadtentwicklungsausschuss empfiehlt, diesen Antrag der „Alliierten“ abzulehnen, ist nur konsequent.

Man fragt sich: Können die dUH-Nachfolger nicht lesen, sind sie ahnungslos oder einfach nur profilierungssüchtig?