Die „Wirtschaftsdelegation“

Eine Mitteilungsvorlage

Auf die Mitglieder des Wirtschafts- und Wohnungsbauförderungsausschusses, die am 27. November 2013 zu ihrer 16. Sitzung zusammenkommen werden, wartet eine Tagesordnung, die es in sich hat.

Sie müssen sich durch drei inhaltliche Punkte quälen, bevor sie wieder nach Hause gehen dürfen. Dazu gehört auch ein schriftlicher „Messebericht“ über die Immobilienmesse „EXPO REAL 2013“ in München.

hildenBLOG hat den ganze 262 Wörter umfassenden Bericht mit Interesse gelesen und fasst die Kernaussagen zusammen:

Auf der „wichtigste[n) internationale[n] Fachmesse für die Immobilienwirtschaft“ war Hilden durch eine „Wirtschaftsdelegation mit Horst Thiele, Norbert Danscheidt, Peter Heinze, Volker Hillebrand und Christian Schwenger“ glücklicherweise hochrangig vertreten.

Von dieser „Wirtschaftsdelegation“ wird berichtet, dass sie „verschiedene Zukunftsprojekte Hildens auf dem neuen Gemeinschaftsmessestand der kreisangehörigen Städte (erörterte)“, und zwar „mit Horst Thiele, Norbert Danscheidt, Peter Heinze, Volker Hillebrand und Christian Schwenger.“

Das müssen Selbstgespräche gewesen sein.

Wenn danach noch Zeit blieb, dann erklärten die Hildener „Investoren, institutionellen Anlegern wie Versicherungen und Fonds, Maklern, Entwicklern und den internationalen Betreibern bekannter Einzelhandelsmarken, die Möglichkeiten in Hilden zu investieren.“

Von 36.000 Teilnehmern interessierten sich 41 für Hilden: Innerhalb von vier Tagen wurden selbstverständlich „intensive Einzelgespräche“ geführt, ohne die heute nichts mehr geht: 4 Entwickler, 3 (institutionelle) Eigentümer, 11 kommunale Vertreter, 7 Dienstleister, 10 Architekten/Planer, und es gab 2 „Direktanfragen für Einzelhandel oder Gewerbe“.

Addiert man diese Zahlen und Angaben, kommt man auf 37 Gesprächskontakte und nicht auf 41! Aber es gab ja noch „mehrere politische Gespräche“ über die mit den elf kommunalen Vertretern geführten hinaus. Mit Letzteren sprach die „Wirtschaftsdelegation“ möglicherweise über Gebietsabtretungen oder über Verlagerung von Betrieben.

„Im Einzelnen ging es um neue Geschäfte für die Mittelstraße unter anderem in der ehemaligen Hertie-Immobilie, Ansiedlungsgesuche für die Flächen am Autobahnkreuz Hilden und an der Bahnhofsallee und den politischen Meinungsaustausch zwischen Land und Kommunen.“

Ja, der „politische Meinungsaustausch zwischen Land und Kommunen“… Diese Kommunikation kann nur in München stattfinden und bedarf einer vielköpfigen „Wirtschaftsdelegation“. Die Immobilie, in der einstmals „Hertie“ residierte, gehört zwar nicht der Stadt, aber man kann ja nett drüber plauschen.

Auch wer eine Dienstreise unternimmt, kann etwas lernen. Zum Beispiel, „dass sich die Metropolen immer mehr als große Regionen darstellen (…).“ Diese völlig neue Erkenntnis verdankt die Hildener „Wirtschaftsdelegation“ dem Blick auf „große Gemeinschaftsstände“, die Regionen „auf der Messe für die Selbstdarstellung nutzten.“

„Selbstdarstellung“? – Nein, wie schrecklich! So etwas lehnt Hilden ab.

Wie schön, wie individuell, wie kuschelig nahm sich dagegen der Gemeinschaftsstand aus, an dem die Stadt Hilden auch in diesem Jahr kompetent vertreten war, nämlich mit einer „Wirtschaftsdelegation“.

Man sollte es in München nicht unbedingt wörtlich nehmen.

Der Beschlussvorschlag des Bürgermeisters für die Ausschussmitglieder ist eindeutig und klar:

„Der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbauförderungsausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.“

Setzen!

P.S.: Die Niederschrift über die Ausschuss-Sitzung am 20. Juni 2013, am 30. Januar 2013 und am 28. November 2012 (!) steht noch aus. Offenbar müssen erst noch die 41 Gespräche ausgewertet werden…