Scheinbar alternativlos

1,6 Mio. EUR sind nicht das letzte Wort

Das vorhandene Gebäude wollte die Stadt 60 Jahre lang nutzen. Das hätte bedeutet: Die Baukosten wären über einen Zeitraum von 60 Jahren abgeschrieben worden.

40 Jahre Nutzung sind abgelaufen. Würde das Umkleidegebäude jetzt dem Erdboden gleichgemacht, müsste die Stadt den Restwert des Gebäudes – das sind rd. 127.000 EUR – außerplanmäßig und sofort abschreiben, sozusagen als Verlust buchen. Um diesen Betrag würde der Ergebnishaushalt zusätzlich belastet werden.

Die Kosten für den Neubau des Umkleidegebäudes und für den Umbau der Hausmeisterwohnung sind nur grob geschätzt worden und „basieren (…) auf den Kostenansätzen des Funktionsgebäudes am Sportplatz Furtwänglerstraße, das im vergangenen Jahr fertig gestellt wurde.“

Auf die Fertigstellung folgte – wie bekannt – die Trockenlegung der Duschen wegen Schimmelbildung. Mit entwaffnender Offenheit hatte der Leiter des Amtes für Gebaudemanagement, Ralf Scheib daraufhin angekündigt: „Wir überprüfen, ob die technische Installation tatsächlich laut Plan ausgeführt wurde.”

Dabei hatte die Stadt beim Bau des 1,2 Milo. EUR teuren „Funktionsgebäudes“ sich sogar ausdrücklich die „Projektsteuerung“ vorbehalten und kündigt diese offenbar verbesserungswürdige Tätigkeit, die mindestens 25.000 EUR kosten soll, auch für den geplanten Neubau am Weidenweg an.

Da sind Überraschungen immer drin.

Hildens Stadtverwaltung hat das etwas umständlich, aber gleichwohl deutlich in der Beschlussvorlage des Bürgermeisters ausgesprochen:

Daher können diese Kostenschätzungen nur als Anhalt für die weitere Entscheidung dienen, ob und ggfs. für welche zu verfolgende Variante eine Detailplanung einschl. einer Kostenberechnung zu erstellen ist.“

Für 143.000 EUR wird geplant und danach wird sich herausstellen, ob es bei den zurzeit 1,6 Mio. EUR bleiben wird. Kostensteigerungen sind also nicht ausgeschlossen. Das Rathaus hat sich gegen spätere Kritik abgesichert.

Und obwohl so getan wird, als ginge es um verlässliche Grundlagen für die Entscheidung über Sanierung oder Neubau, ist für den Bürgermeister schon heute alles klar:

In seiner Beschlussvorlage bittet er darum, mit der Variante „Neubau“ beauftragt zu werden. Statt die weitere Entscheidung wirklich ergebnisoffen zu gestalten, soll der Sportausschuss morgen die Weiche in eine Richtung stellen.

177.000 EUR soll der Umbau der Hausmeisterwohnung und 1,4 Mio. EUR der Neubau eines Funktionsgebäudes kosten; jährliche Folgekosten: 122.000 EUR.

Diese 1,6 Mio. EUR für den Neu- und Umbau sind ja nicht das Ende der Fahnenstange. Hinzu kommen Kosten in noch unbekannter Höhe für ein Provisorium während der Bauzeit.

Und da sich im Untergrund eine ehemalige Mülldeponie befindet, könnten auch dort buchstäblich unliebsame Überraschungen lauern und die Kosten weiter in die Höhe treiben.

Noch teurer wird der Energieverbrauch. Das alte Gebäude entspricht nicht dem aktuellen energetischen Standard. Das hatte Rathaus und Ratsmehrheit nicht daran gehindert, den Vorschlag der „Bürgeraktion“ abzulehnen, diesem Mangel mit Geld aus dem Konjunkturpaket abzuhelfen.

Der Neubau einer Dreifach-Halle, die ebenfalls erhebliche bauliche Mängel aufweist, war wichtiger als die Pflege vorhandener städtischer Gebäude.

Die Kosten für den Neu- und Umbau werden durch geringeren Energieverbrauch nicht teilfinanziert, denn es werden mehr Räume benötigt. Der Energieverbrauch wird nicht sinken. Darauf hat Sportdezernent Gatzke schon hingewiesen.

Man sieht: Auch dieses Bauprojekt ist eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. Gleichwohl offeriert die Stadtverwaltung schon eine Lösung. Scheinbar alternativlos. Und zugleich hält sie sich mehrere Hintertürchen offen.

Im Sportausschuss fällt heute eine Vorentscheidung. Erliegen alle sechs Fraktionen den Sirenenklängen des Sportdezernenten ober gibt es wenigstens eine politische Kraft, die nach eigenem Kompass fährt?

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