„Änderungsanträge zum Haushalt wurden nicht gestellt.“

„Bürgerhaushalt“ als Kaffeefahrt

In einem Bericht an den Haupt- und Finanzausschuss, den dieser in seiner Sitzung am Aschermittwoch gewiss zur Kenntnis nehmen wird, ohne daraus eine Konsequenz zu ziehen, teilt der Bürgermeister mit, was aus dem angeblichen Vorzeigeprojekt „Bürgerhaushalt“ geworden ist.

In einer „Magical Mystery Tour“ kutschierte die Stadt 100 Bürger/innen in zwei Bussen durch unsere schöne, große Stadt. Den Fahrgästen sollte so die Möglichkeit angeboten werden, „sich wiederum bei einer Haushaltstour zu informieren und einzubringen.“

Insgesamt sechs Stationen mussten die Teilnehmer/innen an dieser Tour über sich ergeben lassen, bevor sie beim Bauhof „bei einer leckeren Erbsensuppe“ die Gelegenheit erhielten, „noch Fragen zu stellen und einen Umfragebogen auszufüllen.“

Da 80 % der Teilnehmer/innen 66 Jahre und älter gewesen sind, verbietet es sich, hier von einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung zu sprechen. Nur drei Teilnehmer unter 35 Jahren waren dabei.

Es überrascht nicht wirklich, dass 97% der Teilnehmer/innen an dieser schönen, kostenlosen Fahrt durch Hilden die Idee des Bürgerhaushalts und 94 % die Bustour „gut“ bis „sehr gut“ gefunden haben.

Leise Zweifel daran, dass dieser Teilnehmerkreis wirklich gewusst hat, worin die Idee des „Bürgerhaushalts“ besteht, könnten aufkommen, wenn man den Schlusssatz des Berichts liest:

„Änderungsanträge zum Haushalt wurden nicht gestellt.“

Das war mal anders. Vor einem Jahr zum Beispiel. Bedeutet dass, Hildens Bevölkerung ist der Meinung: „Alles bleibt gut!“? Oder haben diejenigen, die sich vor einem Jahr noch wacker am Bürgerhaushalt beteiligt hatten, einfach resigniert?

Damit befänden sie sich nicht in schlechter Gesellschaft. Denn zwei Fraktionen des Rates, FDP und „Bürgeraktion“, haben keinen Änderungsantrag vorgelegt. Die SPD begnügte sich mit einem Änderungswunsch.

Vielleicht nimmt jetzt eine der sechs Ratsfraktionen die „Magical Mystery Tour“ zum Bürgerhaushalt 2014 zum Anlass, um mehr betreute Kaffeefahrten für Senioren zu fordern?

Bald hätte Bürgermeister Thiele dafür Zeit. Und auch das eine oder andere Ex-Ratsmitglied.