Die Messe ist doch längst gelesen

BA-Mitglieder zu Statisten degradiert

Nur vier Tage brauchte die um 40% ihrer Wählerbasis geschrumpfte BA-Fraktion, um ihre bewährte Fraktionsspitze im Amt zu bestätigen.

Etwas länger, nämlich zweieinhalb Wochen nach der Stadtratswahl, müssen die Mitglieder ohne Amt und Mandat auf die Möglichkeit warten, mit dem Vorstand, dem Wahlkampfteam oder – gibt’s da etwa Anlass zur Kritik? – dem Bürgermeisterkandidaten diskutieren zu können.

Die Mitglieder sind jetzt  „aus aktuellem Anlass“ zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen worden, in der eine „Situationsbewertung nach der Kommunalwahl“ stattfinden soll. Angekündigt werden „Strategische Überlegungen zum Einstieg in die neue Wahlperiode“.

Personalentscheidungen gehören nicht dazu. Weder der Vorsitzende der Wählergemeinschaft noch der alte, neue und zukünftige Fraktionsvorsitzende sehen irgendeinen Anlass, sich für das  Wahlergebnis verantwortlich zu fühlen.

Der Basis eine Mitentscheidung bei der Frage einzuräumen, wer diese Wählergemeinschaft in der Zukunft in und außerhalb des Rates repräsentieren soll, war einmal ein Grundsatz der „Bürgeraktion Hilden“, der Vorläuferorganisation dieser BA.

Doch nachdem zwei politische fast Ertrunkene sich ins kleiner gewordene Rettungsboot geflüchtet haben, ist dort kein Platz mehr für Luxus-Artikel wie „Basisdemokratie“, „Selbstkritik“ oder „Übernahme politischer (Mit-)Verantwortung“.

Dass diese angeblich „außenordentliche Mitgliederversammlung“ nicht satzungskonform einberufen worden ist, belegt einerseits zwar die handwerkliche Ungeschicklichkeit des Rest-Vorstands, wird andererseits aber ohne Konsequenz bleiben, weil Satzungsbrüche wie dieser ja einem höheren, guten Zweck dienen.

Es ist nicht zu erwarten, dass ein Mitglied in die eigene Brieftasche greift und etwa mithilfe eines Rechtsanwalt versucht, diesen Rechtsbruch zu verhindern.

Diese Wählergemeinschaft ist es offenbar gewohnt, dass Entscheidungen außerhalb der Satzung immer dann getroffen werden, wenn es opportun und wenn der Vorsitzende dabei ist.

Verständnis für diese hektische, amateurhafte  Einberufung einer Mitgliederversammlung könnte man möglicherweise ja noch aufbringen, wäre ihr Thema die Festlegung einer Position der BA mit Blick auf die Bürgermeister-Stichwahl.

Eine solche Basis-Entscheidung ist erstens nicht vorgesehen und zweitens ja bereits durch die gemeinsame Erklärung des alten und neuen Fraktionsvorsitzenden im Bunde mit dem Vorsitzenden der Wählergemeinschaft am 29. Mai ersetzt worden.

Wenn die Fraktion entscheidet, haben die Mitglieder das bestenfalls zur Kenntnis zu nehmen.

Informationen erreichen die Mitgliederbasis sowieso nur noch gefiltert. Auch das war mal anders und hatte der „Bürgeraktion Hilden“ nicht geschadet.

Das normale Mitglied, also ohne Amt und Mandat, kann dem Protokoll einer Mitgliederversammlung zwar entnehmen, dass der Vorsitzende „einen kurzen Überblick über die finanzielle Situation der WG“  gegeben und die Wahlkampfkosten genannt hat – eine konkrete Zahlenangabe fehlt jedoch.

Transparenz, Offenheit? Das war doch gestern!

Die „Bürgeraktion Hilden“ ist auf dem besten Wege, zur bedeutungslosen Sekte zu werden. Die fast schon rheinisch-katholische Buntheit und Lebensfreude früher Jahre ist längst einem protestantischen Büßer-Lila und Bilderverbot gewichen.

Die Vorsitzenden von Wählergemeinschaft und Fraktion wähnen sich dabei auf der rechten Seite – im Kampf gegen Ketzer und Ungläubige.

Um im Bild zu bleiben: Nachdem die Messe längst gelesen ist, wird die Kirchentür den Gläubigen geöffnet. Und alle haben sich wieder lieb.