RP-Homestory mit Birgit

Politik auf Nierentischniveau

Auf ihrem Weg in die journalistische Belanglosigkeit hat die einstmals führende Lokalzeitung heute einen weiteren Meilenstein erreicht.

Mit ihrer Homestory über die SPD-Bürgermeisterkandidatin im Stile der “Yellow Press” unterscheidet sie sich von den Werbeblättchen, die ihr Geld mit dem verdienen, was sie nicht drucken, nur noch in einem einzigen Detail: Für diese journalistische Minderleistung kassiert die “RP” beim Leser ab.

Der Artikel “Hier kann Birgit Alkenings sich erden” enthält alles, was diese RP-Hilden in negativer Hinsicht seit Jahren als Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch nehmen kann: Verzicht auf elementare journalistische Grundsätze.

Analytisches Herangehen an ein Thema, nüchterne Recherche, Distanz zum Gegenstand sowie Trennung von Bericht und Meinung sind für gewöhnlich Qualitätsmerkmale einer seriösen Tageszeitung.

Die “RP-Hilden” scheint ein anderes Selbstverständnis zu haben: Ranschmeißen an die lokalen “Eliten”, Reduktion des Politischen aufs Menschlich-Allzumenschliche, Einebnung der Interessengegensätze sowie Gefühlskino statt Information und Aufklärung.

Offensichtlich ist man in der Redaktion der Meinung, sich gegenüber dem Internet, das aktuelle Nachrichten und Informationen in Sekundenschnelle verbreitet, nur dadurch behaupten zu können, dass man auf “weiche Themen” setzt.

Und da würde Politik einfach nur stören. Wer will denn Meinungsunterschiede, ja möglicherweise einen politischen Streit um die im wahrsten Sinne des Wortes “öffentlichen Angelegenheiten” in der Zeitung lesen?

Es muss menscheln.

Was beim Fernsehen – ob privat oder gebührenfinanziert – gesendet und was ignoriert, abgesetzt oder schlicht und einfach niemals produziert wird, das entscheidet einzig und allein der Blick auf die Quote bzw. die Unterstellung, “das Publikum” wolle nichts anderes.

Die Printmedien reagieren ähnlich. Der sinkenden Auflage und den sinkenden Werbeeinnahmen glaubt man, nicht durch Rückbesinnung auf journalistische Qualität begegnen zu können, sondern durch Ranschmeißen an den vermeintlichen Massengeschmack.

Und der will – so das Kalkül der “RP-Hilden” – nichts mehr und nichts lieber als eine Homestory über jede der beiden Kandidatinnen um den Bürgermeisterposten.

Wer am 15. Juni 2014 sein Wahlrecht ausübt, der benötigt Antworten auf diese Fragen:

  • Lieblingsplatz?
  • Wohnung (inkl. Ausstattung)?
  • Farbe der Küchenzeile?
  • Wie viele Paar Schuhe?
  • Lieblingsessen?
  • Freunde?
  • Lektüre?

Der “RP-Hilden” gebührt das Verdienst, den bereits am Boden liegenden “Wahlkampf” um den gut dotierten Chefsessel mit Pensionsanspruch endgültig von jedem politischen Erdenrest befreit zu haben.

Stattdessen erfahren wir das Rezept eines bretonischen Viertelkuchens. (Es wäre ja auch ein Stimmungstöter gewesen, Frau A. zu fragen, warum sie sich nicht befangen gefühlt hatte, als sie dem Teilverkauf des Arbeitgebers ihres Lebensgefährten zugestimmt hatte.)

In vielen Teilen der Welt wird dafür gekämpft, gelitten und gestorben, dass Menschen eine echte Wahl haben, dass sie sich über ihre eigenen Angelegenheiten ein eigenes Urteil bilden und frei entscheiden können.

In Hilden hat ausgerechnet die Lokalpresse die gezielte politische Des-Information und die Entpolitisierung soweit gefördert und politische Unterschiede scheinbar eingeebnet, dass fast 50% der Wähler/innen von ihrem Recht kein Gebrauch mehr machen.

Am 15. Juni 2014 steht nur diese Frage zur Entscheidung an:

“Wer kocht besser? Birgit oder Marion?”

Lesen Sie auch:

„Hier kann Birgit Alkenings sich erden“ (RP-Hilden, 11. Juni 2014)