Vize-Bürgermeister

Ein Posten, den kein Spitzenkandidat will

Der eine Spitzenkandidat zur Kommunalwahl – Rudi Joseph – hat darauf “verzichtet”, für den Posten eines stellvertretenden Bürgermeisters zu kandidieren.

Andere Bewerber um den Chefsessel im Rathaus, wie Marion Buschmann oder Klaus-Dieter Bartel, sind am 25. Juni 2014 ebenfalls nicht angetreten.

Großzügig und völlig selbstlos haben sie anderen den Vortritt gelassen.

Und dabei auch noch auf Geld verzichtet, denn für die 1. ehrenamtliche Stellvertretung der Bürgermeisterin gibt’s monatlich 778,80 EUR extra und die 2. Stellvertretung kann sich über 389,40 EUR freuen.

Eine kleine Entschädigung für den großen Aufwand, den man hat, wenn man Feste besucht, Blumen überreicht oder einfach nur in die Kamera blickt.

Diese und andere Posten mit zusätzlicher “Aufwandsentschädigung” sind fraktionsintern äußerst beliebt. So werden innerparteiliche Konkurrenten gewissermaßen abgeschoben und abgefunden. Und das Praktische dabei: Die Stadt legt dafür auch noch etwas drauf!

Die Bürgermeisterkandidaten der Grünen und der CDU haben zwar den Anspruch erhoben, diese Stadt leiten zu können, und zwar garantiert bürgernah.

Aber an ehrenamtlichen, repräsentativen Tätigkeiten, mit unmittelbarer Nähe zu den Menschen in Vereinen und Verbänden, haben beide kein Interesse gezeigt.

Statt die Chance zu nutzen, sich und ihren angeblich anderen Politikstil, der Hilden so gefehlt habe, im Ehrenamt als Stellvertreter/in der Bürgermeisterin zur Geltung zu bringen, zu demonstrieren, haben beide – Bartel und Buschmann – am nichtöffentlichen Strippenzieher-Amt des Fraktionsvorsitzes festgehalten.

Sollen doch andere den Grüßaugust oder die Ehrendame geben!

Die Grünen, die gerade einmal 0,4 Prozentpunkte zugelegt haben (nicht aufgrund eigener Leistungen, sondern wegen einer personell ausgezehrten, flügellahmen BA), dürfen erstmals seit den Zeiten der rosa-grünen Ratsmehrheit (1994 bis 1999) wieder einen stellvertretenden Bürgermeisterposten besetzen.

Die SPD hat den Grünen dabei nicht im Wege gestanden. Die Genossen wollen ihren Wurmfortsatz nicht abschneiden.

Sie wissen, was sie tun müssen, um Hildens Grüne einzukaufen und zu zähmen. Und ein stellvertretender Bürgermeisterposten für farblose Grüne ist ein politischer Preis, der die SPD buchstäblich nichts kostet.

Bei der CDU war der Fall sonnenklar:

Die schwache Bürgermeisterkandidatin, die buchstäblich in die Wahlkampf-Arena getragen werden musste, hätte nicht für das Amt der ersten stellvertretenden Bürgermeisterin kandidieren können, ohne die fragile innerparteiliche Machtbalance zu zerstören.

Nachdem Claudia Schlottmann als Geschäftsführerin der Fraktion mit dem dringend benötigten finanziellen Zubrot ausgestattet und fürs Erste still gestellt worden ist, musste der unverwüstliche Norbert Schreier versorgt werden:

Als stellvertretender Bürgermeister und “elder statesman” mit weit reichenden Verbindungen war und ist er der geborene Stelleninhaber.

Statt also, wie in anderen Kommunen üblich, zu versuchen, den oder die bei der Stichwahl Unterlegene(n) als ehrenamtliche Stellvertretung des Verwaltungschefs die Chance zu eröffnen, sich sechs Jahre lang öffentlich zu präsentieren und (noch) bekannter zu machen, hat die CDU in Hilden für die Versorgung und damit Ruhigstellung der Repräsentanten innerparteilicher Strömungen gesorgt.

Das ist auch eine Leistung.