Winterdienst-Dilettant muckt auf

Salzlager voll, voller, am vollsten

Was ist ein Dilettant? Ein Amateur oder Laie, der sich somit von einem Fachmann unterscheidet. Hildens Stadtverwaltung bietet diesem Personenkreis ein reiches Betätigungsfeld.

Manchmal bekommen die Amateure sogar noch Spielzeug für ganz viel Geld: Nagelneue Autos mit elektronischen Navigationssystem, damit sie sich in New York…äh…Hilden nicht verfahren.

Vor drei Jahren wurden die Helden, die ihren Winterdienst 2010/11 tagelang mit Zuwarten und Aussitzen verbracht hatten, für rd. 350.000 EUR mit neuem Gerät versorgt.

Und selbstverständlich bekommen die Mitarbeiter des Bauhofs ihre 15-minütige Frühstückspause auch weiterhin übertariflich bezahlt. Dieses Privileg kostet die Steuerzahler/innen pro Jahr 240.000 EUR.

Seit 2011 kann bei Rückwärts- und Rangierfahrten auf einen Beifahrer verzichtet werden. Auch die „Dokumentationsaufgaben“ des Beifahrers können seitdem durch die GPS-Ausstattung elektronisch erledigt werden.

Und letztlich bekam der Bauhof durch den satellitengestützten Verzicht auf den Beifahrer Kapazitäten frei, um im Schichtbetrieb fahren zu können.

So weit, so gut.

Jetzt kann man der meinungsfreudigen Lokalpresse entnehmen, dass der Leiter des Bauhofs beklagt, dass die Stadt vom Landesbetrieb Straßen doch tatsächlich 180 Tonnen Streusalz abnehmen muss, obwohl die Vorräte noch aufgefüllt sind.

Das sei so vorgeschrieben. Anderenfalls müsse die Stadt Strafe zahlen.

Über die Höhe dieser Strafe hat sich der Leiter des Bauhofs ausgeschwiegen. Und selbstverständlich hat Hildens Einheitspresse auch hier keinen Anlass gesehen, nachzufragen. Details verwirren ja nur.

Die Sachverhaltsdarstellung des Bauhof-Chefs widerspricht aber dem einstimmigen Ratsbeschluss aus dem Sommer 2011:

Damals hatten die Ratsmitglieder – angeregt durch einen Vorstoß der späteren dUH-Nachfolger Burchartz und Dr. Haupt – zwar den Beitritt der Stadt zur Einkaufsgemeinschaft des Landesbetriebes Straßen NRW beschlossen, aber nur für den Winter 2011/2012 und 2012/2013.

Nach damaliger Information des Städte- und Gemeindebundes sollte durch den Landesbetrieb Straßen NRW eine landesweite Streusalzreserve unter Beteiligung der Kommunen aufgebaut werden. Diese Salzreserve sollte keine fehlenden Lagerkapazitäten vor Ort ersetzen!

Die Stadtverwaltung empfahl dem Rat, sich „aus Gründen äußerster Sorge (…) an dem Aufbau der Salzreserve zu beteiligen.“ Bei einer dort einzulagernden „Not“-Reserve im Umfang von 200 Tonnen würden auf Hilden Kosten in Höhe von 20.600 € zukommen.

So hatte es der Rat beschlossen. Am 20. Juli 2011 und befristet bis 2013.

Warum die Stadt jetzt immer noch für diese Streusalzreserve zur Kasse gebeten wird, ist nicht klar. Möglicherweise hat man einfach „vergessen“, der Fristsetzung des Ratsbeschlusses zu entsprechen und muss jetzt weiter blechen.

Wie dem auch sei: Was der Bauhofleiter jetzt beklagt, war und ist ja mit seiner Kenntnis und in seinem Beisein vom Rat beschlossen worden.

Statt sich stillschweigend darüber zu freuen, dass er und seine Leute für den nächsten Winter offenbar bestens gerüstet sind (oder etwa nicht?), scheint der Chef des Bauhofs schon vergessen zu haben, wie jämmerlich er und seine Truppe vor vier Jahren versagt hatten.

Lesen Sie auch:

„Salzlager voll – Städte müssen dennoch kaufen“ (RP, 12. August 2014)
„Trotz voller Lager: Stadt muss 180 T Streusalz kaufen“ (WZ, 11. August 2014)
„Von Jahr zu Jahr teurer: Straßenreinigung und Winterdienst“ (hildenBLOG, 3. Dezember 2013)