Die Birke bleibt!

Sieben Fraktionen entdecken ihre Liebe zum Baum

Das war die große Stunde der Baumfreunde, die vorgestern – wie es sich in Hilden gehört – „ohne große Diskussion oder Aussprache“ und selbstverständlich – wie auf der großen Politik-Bühne im Landtag (Stichwort: „CO-Rohrleitung“) – „einhellig“ entscheiden haben.

Eine Birke in der Südstadt, am Garather Mühlenbach, die bei Anwohnern offenbar allergische Reaktionen auslöst, wird nicht gefällt. Jedenfalls nicht offiziell und schon gar nicht mir duldender Kenntnisnahme durch die Stadt.

Ausnahmsweise waren sich alle einig: Der klassischen Feststellung des damaligen Baudezernenten Max Rech (SPD) beim „gesunden Wohnen“ an der St. Konrad-Allee störe „der Baum“ sollte in diesem Falle nicht gefolgt werden.

Vertreter politischer Parteien und einer Wählergemeinschaft, die noch jeden Baum den wohlfeilen Profitinteressen eines Bauherren/Investoren geopfert haben und noch opfern werden, bildeten eine durch nichts zu erschütternde Ablehnungsfront.

Ganz vorne dabei selbstverständlich die Grünen, die beim Thema „Bäume“ ja wirklich nicht mit sich spaßen lassen.

Vergessen die während der rosa-grünen Ratsperiode erwirkte Ausnahmegenehmigung zur Fällung von Bäumen und zur Rodung von Hecken – während der Nist- und Brutperiode. Es ging ja auch um ein Vorzeigeprojekt beim Wohnungsbau auf dem damaligen Verkehrsübungsplatz an der St. Konrad-Allee.

Und selbstverständlich steht auch das freudige Ja der Grünen zur möglichst massiven Verdichtung des Geländes der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule (inkl. Baumfällungen) in keinem Widerspruch zur Fundamentalopposition gegen die Fällung einer Birke an der Wilbergstraße.

Um nicht missverstanden zu werden: Das Verständnis für Zeitgenossen, die trotz Birkenallergie in ein Haus ziehen, in dem ein solcher Baum an relativ prominenter Stelle im Garten steht und die dann verlangen, dass dieser gefällt werden möge, hält sich in Grenzen.

Aber die Selbstgerechtigkeit der meisten Kommunalpolitiker und insbesondere die vom Rathaus in einer Sitzungsvorlage demonstrativ bekundete „grüne Seele“, in Verbindung mit einem schnoddrigen Tonfall im schlechtesten Alkenings-Stil gehen einem doch gewaltig auf die Nerven.

Dieselben Ratsherren – stets an der Leine geführt von einer den Investoren willfährig ergebenen Bauverwaltung –, die in ihrem politischen Leben mehr Bäume der Fällung preisgegeben als selbst gepflanzt haben, haben nun versucht, sich als „Freunde der Bäume“ reinzuwaschen.

Wie viele Divisionen (Wählerstimmen oder Parteispenden) können die von einer Birkenallergie betroffenen Bürgerinnen und Bürgern für sich und ihr Anliegen in die Waagschale werfen?

Investoren/Bauherren sind da viel fantasievoller. Und wenn alles nichts hilft, dann lassen sie einfach zum Nagel greifen, um einen Baum sterben zu lassen. Die gespielte Empörung aus dem Rat(haus) hält sich dann in Grenzen.

Lesen Sie auch:
„Allergiker-Antrag abgelehnt: Birke bleibt“ (RP, 29. August 2014)