Stadtkämmerer: „zurzeit nicht finanzierbar…“

Neue Funktionsräume auf Sportanlage Schützenstraße

Werden trotz eines wachsenden Haushaltsdefizits auf der erst 2012 für 735.000 EUR umfangreich modernisierten Sportanlage Schützenstraße demnächst neue Funktionsräume für mindestens rd. 812.900 EUR gebaut?

Jedenfalls sollen erst einmal 37.000 EUR an Planungskosten bereitgestellt werden. Das schlägt die Stadtverwaltung dem Ausschuss für Schule und Sport vor, der am kommenden Mittwoch tagt.

Der Rat soll sich mit diesem Thema nicht befassen.

Die Sportanlage an der Schützenstraße wurde erst vor zwei Jahren im Rahmen des „Masterplans Sportplatzanlagen“ umfangreich modernisiert:

Es entstanden eine Kunstrasenfläche, eine Kunststofflaufbahn und eine neue Sprunggrube. Das Kleinspielfeld wurde grundgereinigt und steht seitdem als weitere Spielfläche für Ballspiele zur Verfügung.

Dabei sollte der Fußballplatz an der Schützenstraße eigentlich verschwinden:

Im Juni 2004 hatten CDU, SPD, FDP, Grüne und dUH den Sportplatz an der Schützenstraße für Wohnbebauung aufgeben wollen. Anschließend hatten diese Fraktionen im Rat die von der „Bürgeraktion“ beantragte Bestandsgarantie für diesen Sportplatz abgelehnt.

Es folgten vergebliche Versuche der „Bürgeraktion“, wenigstens für die dringlichsten Sanierungsmaßnahmen eine Mehrheit zu finden.

Erst im Jahre 2008 – nachdem sich kein Investor bzw. Bauherr gefunden hatte, um „Schöner Wohnen neben der Bahnlinie“ zu verwirklichen – war der Sportdezernent für den Erhalt und die Sanierung dieser Anlage eingetreten.

Im Februar 2014 – ein Vierteljahr vor der Kommunalwahl – flatterte dem Sportausschuss ein vom Rathaus transportierter und verzierter Antrag eines Vereins auf Erweiterung des bestehenden Funktionsgebäudes auf den Tisch.

Gewünscht wurde die Erweiterung des Funktionsgebäudes um 301 m² mit zwei zusätzlichen Umkleide- und Duschräumen, Büroräumen und weiteren Funktionsräumen.

Dieser Antrag bot dem Rathaus und den staatstragenden Parteien, allen voran der SPD, eine gute Gelegenheit, sich im Wahlkampf als Freunde des Sports zu beweisen (es ging ja auch nicht um Baseball).

Zugleich sollten die Bedenkenträger Stimmenverluste befürchten und so zum Schweigen gebracht werden.

Das gelang ja auch, denn der Ausschuss beschloss dann einstimmig die (völlig überraschte) „die Verwaltung zu beauftragen, den konkreten Mehrbedarf an Funktionsräumen auf der Sportplatzanlage Schützenstraße zu prüfen und eine Kostenschätzung der Baumaßnahme vorzunehmen. Außerdem soll geprüft werden, ob eine Interimslösung mittels eines Aufbewahrungscontainers gefunden werden kann.“

Die Ergebnisse sollten in der Ausschuss-Sitzung nach der Kommunalwahl auf den Tisch gelegt werden.

Zur gleichen Zeit wurde an anderer Stelle von SPD, Grünen, BA und Bürgermeisterin der Neubau eines Funktionsgebäudes am Weidenweg beschlossen, das 2016 für rd. 1,6 Mio. EU errichtet werden soll. Planungskosten in Höhe von 143.000 EUR sind bereit freigegeben worden.

Der zusätzliche Raumbedarf an Funktionsräumen auf der Sportplatzanlage Schützenstraße ist laut Stadtverwaltung „unstrittig“. Es sollten Planungsmittel in Höhe von 37.000 € im Haushalt 2015 bereitgestellt werden. Bei den Haushaltsplanberatungen 2016 soll über die Realisierung dieser Maßnahme entschieden werden.

Die Stadtverwaltung rechnet bei den neu zu errichtenden Funktionsräumen auf dem Sportplatz Schützenstraße mit einer Nutzungsdauer von 60 Jahren. Auf dieser Grundlage hat sie die jährlichen Folgekosten in Höhe von rd. 69.000 EUR berechnet.

Der lineare Abschreibungsaufwand beläuft sich auf Basis der Kostenschätzungen (812.818 EUR) auf rd. 13.546,97 EUR pro Jahr – 60 Jahre lang.

Doch für den Sportplatz am Weidenweg wird von der Stadtverwaltung der Abriss eines erst vor 40 Jahren errichteten Funktionsgebäudes als Alternative vorgeschlagen!

Der Abschreibungszeitraum wird offenbar aus haushaltskosmetischen Gründen gewählt und jeweils angepasst.

Denn würde man einen verkürzten Abschreibungszeitraum, der offensichtlich der Praxis in Hilden entspricht, der Folgekostenberechnung für die Schützenstraße zugrunde legen, müssten jährlich fast 7.000 EUR mehr linear abgeschrieben werden.

Als „schnelle Übergangslösung“ sollen zwei Umkleide- und ein Lagercontainer aufgestellt werden. Der entsprechende Aufwand beträgt einmalig 5.000 EUR für die Errichtung und jährlich rd. 13.200 EUR an Unterhaltungskosten.

Der Kämmerer hat in einem Vermerk lediglich die 37.000 EUR Planungsmittel befürwortet. Weitere Haushaltsmittel, hier insbesondere hinsichtlich der Aufwendungen im Ergebnishaushalt, für die Anmietung von Containern „sind zurzeit aber nicht finanzierbar.“