„…deswegen sitz‘ ich jetzt hier…“

Ein kurzes Grußwort der Bürgermeisterin zum Jahreswechsel

hildenBLOG veröffentlich diesen Text selbstverständlich ungekürzt; wir haben uns nicht einmal erlaubt, die zahlreichen Zeichensetzungsfehler zu korrigieren. Und über Stilfragen streiten wir uns mit dieser Bürgermeisterin nicht.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

der Jahreswechsel ist wie immer ein Anlass, einen Moment innezuhalten und nachzudenken, über das was war und das was kommt. Je nach Blickwinkel rückt dabei das private Erleben oder das öffentliche Geschehen mehr in den Vordergrund. Für mich persönlich war es ein Jahr mit einer Vielzahl von neuen Ereignissen und Eindrücken. Die Menge und das Tempo an Ereignissen und neuen Eindrücken lässt schnell vergessen, was alles geschehen ist – insofern ist es auch für mich eine willkommene Gelegenheit, einmal innezuhalten und das Jahr bewusst Revue passieren zu lassen.

Kommunalwahl
Ich fange beim Rückblick mit dem Ereignis an, das für mich die größte Änderung bedeutet: im Mai haben Kommunalwahlen stattgefunden. Weil Bürgermeister Horst Thiele auf sein letztes Amtsjahr verzichtet hat, konnten in Hilden die Wahlen für Rat und Bürgermeister bereits 2014 wieder an einem gemeinsamen Termin stattfinden.

Die Zusammensetzung des Rates hat sich nicht wesentlich verändert: Weiterhin sind SPD, CDU, Grüne, Allianz für Hilden, FDP, Bürgeraktion vertreten. Die ersten drei konnten Zugewinne verzeichnen, die anderen drei Verluste. Neu im Rat ist die Alternative für Deutschland. Zunächst mit nur einem Ratsmitglied noch ohne Fraktionsstatus, ist auch die AfD durch den Übertritt eines Ratsmitgliedes seit Dezember eine Fraktion.

Bei den Bürgermeisterwahlen hatten die Hildenerinnen und Hildener große Auswahl: es gab 7 Kandidatinnen und Kandidaten. Letztendlich wählten Sie mich in der Stichwahl als neue Bürgermeisterin; und deswegen sitz‘ ich jetzt hier und darf auf das vergangene Jahr zurück blicken.

Ich möchte mich an dieser Stelle sowohl bei den Ratsmitgliedern als auch den Verwaltungsmitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die mich in der neuen Funktion nett aufgenommen und in der Arbeit gut und vorurteilsfrei unterstützt haben.

Danken möchte ich auch meinem Amtsvorgänger Horst Thiele, der nicht nur eine gut aufgestellte Stadt hinterlassen hat, sondern mir auch bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite steht.

Wirtschaft und Handel
Hilden ist eine wirtschaftlich erfolgreiche Stadt. Die hier ansässigen Unternehmen bieten Arbeitsplätze und finanzieren das städtische Leben. Daher ist es wichtig, zukunftsfähige Unternehmen in Hilden anzusiedeln bzw. zu halten.

Zuletzt im Dezember wurden vier in Hilden ansässige Unternehmen beim Wettbewerb „NRW-Wirtschaft im Wandel“ ausgezeichnet – das ist im Vergleich zur Größe Hildens schon überproportional viel und wir sind sehr stolz, dass es viele dieser „hidden champions“ in Hilden gibt.

Bemerkenswert war im zurückliegenden Jahr auch die Vorstellung von großen Industrie-Investitionen: Rund um die Düsseldorfer Straße rüsten und modernisieren sich verschiedene Hildener Unternehmen und investieren in Arbeitsplätze in Hilden.

Hilden hat seinen hervorragenden Ruf als Einkaufsstadt im Jahr 2014 weiter ausbauen können. Unser Zentralitätsindex, mit dem die von außen zufließende Kaufkraft gemessen wird, ist dieses Jahr höher als der von Düsseldorf. Besonders erfreulich ist die Perspektive für das ehemalige Hertie-Haus. Hier beginnt nun der Umbau und im Sommer 2015 eröffnet eine Filiale des Kaufhauses Müller. Von dieser Ansiedlung wird insbesondere die obere Mittelstraße profitieren.

Von städtischer Seite ging die Ausbildungsbörse Hilden in die dritte Runde und ist auf Rekordniveau gelandet: mit 70 Ständen, 65 Ausstellern und über 150 realen Ausbildungsstellen. Die Ausbildungsbörse hat sich zu einem wichtigen Beitrag bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften entwickelt und trägt zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Gewerbebetriebe bei.

Stadtentwicklung
Auch städtebaulich tut sich einiges. Die Aufwertung des Bahnhofsviertels startete in die nächste Ausbaustufe: Die Stadt Hilden hat in 2014 zügig Straßen und Gehwege ausgebaut. Den öffentlichen ziehen inzwischen die privaten Investitionen deutlich nach: Unter anderem wurde die ehemalige Sparkasse Bahnhofsallee umfangreich saniert, neben dem Bahnhof entstand ein neues markantes Bürogebäude und auch das Gewerbeband an der Bahnhofsallee, früher ein Schrottplatz, entwickelt sich positiv. Alle freien Grundstücke haben einen neuen Eigentümer gefunden.

Nun geht es an die Aufwertung der Innenstadt: Der bereits 2013 gestellte Antrag für ein Integriertes Handlungskonzept wurde vor wenigen Tagen vom Ministerium positiv beschieden. Vom Gesamtvolumen in Höhe von 6 Mio Euro übernimmt das Land ca. 3 Mio. Als erste Maßnahme startet der Umbau der Robert-Gies-Straße.

Dass wir gut aufgestellt sind, zeigt auch die rege Bautätigkeit sowohl von privaten Investoren als auch der öffentliche Hand. So entstehen derzeit zahlreiche neue Wohnungen – zum Teil mit Geschäftslokalen kombiniert – im unmittelbaren Innenstadtbereich.

Das größte Bauvorhaben in diesem Bereich konnte nach jahrelangen Verzögerungen endlich in Angriff genommen werden: Mit Abriss des alten Reichshofsgebäudes wurde Platz geschaffen für ein ökologisches Vorzeigeprojekt mit 70 Wohnungen, bei dem es um möglichst energieautarke, umweltfreundliche Wohnquartiere geht. Gemeinsam mit dem neuen Pfarrzentrum entsteht hier ein architektonisch und städtebaulich herausstechendes neues Eingangsportal zur Innenstadt.

Die ersten Bewohner werden ihr neues Zuhause voraussichtlich Ende 2015 beziehen.
Voraussetzung dafür, dass Hilden eine lebendige Stadt bleibt, ist, dass wir sowohl Ältere als auch Familien mit Kindern in Hilden halten können. Mit Blick auf die demografische Entwicklung ist dabei insbesondere auf einen familiengerechten, barrierefreien, bezahlbaren und zukunftsorientierten Wohnungsbau zu achten.

Hierfür hat der Stadtentwicklungsausschuss den Bebauungsplan für die Umgestaltung des Albert-Schweitzer-Geländes auf den Weg gebracht. Neben Einfamilienhäuser für Familien mit Kindern sollen hier auch sozial geförderte und Mehrgenerationen-Wohnungen entstehen.

Dieses Bauprojekt gehört sicherlich zu den Projekten, über die zuletzt am meisten und heftigsten diskutiert wurde. Die überwiegende Mehrheit ist sich einig, dass das Gelände zur Zukunftssicherung Hildens für den Wohnungsbau genutzt wird – gestritten wird im Wesentlichen „nur“ noch über den Anteil sozial geförderten Wohnungsbaus. Aber auch hier bin ich zuversichtlich, dass letztendlich eine gemeinsame Lösung gefunden wird, die für Hilden gut sein wird.

Kinder und Jugend
Im Kinder- und Jugendbereich wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt und Investitionen auf den Weg gebracht, um Hilden für die künftigen Aufgaben und Herausforderungen gut zu positionieren:

Das Sport- und Bewegungsmodell zeigt erste Früchte. Das Projekt nimmt sich einerseits des Bewegungsmangels und der schlechter werdenden motorischen Leistungsfähigkeit der Heranwachsenden und andererseits ihrer sportlichen Talente an.

Im Rahmen dieses Projektes sind wichtige Maßnahmen und Förderangebote in Kooperation mit Sportvereinen und anderen Sportanbietern entstanden, werden fortgeführt und ständig weiter entwickelt. Der Check 2014 attestierte in allen Bereichen: „Hildens Kinder werden fitter“.

Der Umbau der Wilhelm-Fabry-Realschule zur Sekundarschule schreitet voran. Neben den baulichen Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rd. 10,5 Mio Euro, die jetzt zur Hälfte abgeschlossen sind, fördert und unterstützt die Stadt Hilden die inklusive Beschulung und finanziert Inklusionshelfer.

Die bisherigen Angebote der Einrichtungen „Gemeinnützige Jugendwerkstatt Hilden“ ,„Gemeinnützige Gesellschaft gegen Arbeitslosigkeit Langenfeld“ und der „Jugendwerkstatt der Stadt Monheim am Rhein“ fusionieren und werden zukünftig über die Gesellschaft „Bildung³“ gesteuert. Mit der Gründung einer interkommunalen Bildungsgesellschaft wird das Ziel verfolgt, vor allem jungen Menschen optimale Zukunftschancen und berufliche Perspektiven zu ermöglichen. Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene aus benachteiligten Lebenssituationen und mit individuellen Beeinträchtigungen benötigen hierbei Unterstützung und sozialpädagogische Hilfen, um deren Eingliederung in die Arbeitswelt und soziale Integration zu fördern.

Aber auch kleinere, auf den ersten Blick nicht besonders herausragende Maßnahmen tragen dazu bei, Hilden als Lebensmittelpunkt attraktiv zu gestalten und zukunftsfähig zu erhalten – Die Investitionen müssen dabei nicht zwingend einen hohen finanziellen Beitrag erfordern:

So wurde im Juli beispielsweise der erste KINDER-BÜCHERSCHRANK auf dem Warrington-Platz präsentiert, im September wurde das neue Spielmobil ausgeliefert und im Dezember konnten die ersten Leihgroßeltern zertifiziert werden.

Kleine, aber meiner Meinung nach genauso wichtige Bausteine.

Großbrand Herderstraße
Besonderes Augenmerk möchte ich an dieser Stelle auf unsere Feuerwehr lenken. Jedem dürfte noch der verheerende Großbrand Anfang September in einer Gewerbeansiedlung an der Herderstraße in Erinnerung sein. Für die Hildener Feuerwehr war der Großbrand der schlimmste Einsatz der vergangenen Jahre gewesen. Drei Feuerwehrleute wurden bei dem Einsatz schwer, zum Teil lebensgefährlich, verletzt. Glücklicherweise arbeiten zwei Mitarbeiter bereits wieder und auch der Leiter der Feuerwehr ist inzwischen auf die Normalstation verlegt worden. Beeindruckt hat mich und die Feuerwehr die große Anteilnahme der Hildener Bevölkerung. Es war sicher eine Ausnahmesituation, wir sollten aber nicht vergessen, dass dieses Risiko über jedem Brandeinsatz schweben kann. Ich möchte daher an dieser Stelle der Feuerwehr für jeden ihrer mehreren tausend Brandeinsätze und Notfallrettungen ausdrücklich danken.

Finanzen
Zwar muss angesichts der aktuellen Konjunkturdaten auch die Stadt Hilden zur Zeit mit einem sinkenden Gewerbesteueraufkommen rechnen. Geringere Zuweisungen des Landes an der Einkommenssteuer und der Solidaritätsbeitrag belasten nicht unwesentlich den städtischen Haushalt. Die Stadt Hilden beteiligt sich zwar an der Klage gegen den Solidaritätsbeitrag – ob die Klage erfolgreich sein wird, kann aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht geweissagt werden.
Selbst für eine doch recht wohlhabende Stadt wie Hilden sind solche Mehrausgaben und Mindereinahmen nur schwer aufzufangen. Sparen ist notwendig – allerdings mit Augenmaß. Sinnvolle Investitionen sind notwendig, die auch in Zukunft Hilden als liebens- und lebenswerte Stadt mit einer hervorgehobenen wirtschaftlichen Attraktivität bestehen lassen;
Ich bin dabei zuversichtlich, dass wir auch diese Herausforderung meistern.

CO-Pipeline
Ein Dauerbrenner der letzten Jahre ist die CO-Pipeline. Das Rohrleitungsgesetz, das den Bau der CO-Pipeline möglich gemacht hat, ist verfassungswidrig. Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat jetzt das Verfahren ausgesetzt und dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zur Entscheidung vorgelegt. Der Betrieb der Leitung bleibt untersagt.

Ich wünsche mir sehr, dass wir damit unserem Ziel , dass niemals Kohlenmonoxid durch die Pipeline transportiert werden darf, einen Schritt näher gekommen sind.

Jubiläen
Nicht unerwähnt lassen möchte ich zwei Jubiläen, die wir in diesem Jahr gefeiert haben.
Vor 25 Jahren wurde – noch vor dem Mauerfall – die Partnerschaft mit der Stadt Nové Mesto nad Metujì in der damaligen tschechoslowakischen Republik begründet. Es war die erste Städtepartnerschaft einer kreisangehörigen Gemeinde mit einer Stadt im sogenannten Ostblock. Die Partnerschaft bereichert seitdem unser gesellschaftliches und kulturelles Leben in Hilden.

Eine Gemeinschaft besonderer Art ist auch die Patenschaft über die in der Waldkaserne Hilden stationierten Truppen. Eine in dieser Form einzigartige Patenschaft in Deutschland, da sie sich auf alle in der Kaserne stationierten Truppenteile bezieht. Diese besondere Gemeinschaft wird ebenfalls seit 25 Jahren tatsächlich gelebt und äußert sich in vielfältiger Weise sowohl bei zahlreichen Veranstaltungen als auch im täglichen, persönlichen Kontakt.

Flüchtlinge
Auch in Hilden kommen Flüchtlinge an. Das sind Menschen, die aus verschiedensten Gründen nicht in den Krisengebieten ihrer Heimat bleiben konnten und mit nichts hier ankommen. Deutschland nimmt im internationalen Vergleich vergleichsweise wenige auf – die an die Krisengebiete angrenzenden Länder sind viel stärker betroffen obwohl sie viel ärmer sind als wir. Ich wünsche mir sehr, dass Hilden weiter eine weltoffene Stadt ist, die diese Menschen vernünftig aufnimmt und mit offenen Armen und Herzen empfängt.

Dies alles macht eine lebens- und liebenswerte Stadt aus und trägt zu einer gesunden Bevölkerungsstruktur bei, wo Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien und ältere Mitmenschen miteinander leben und sich wohl fühlen. Hierfür wird in Hilden einiges getan, auch im kommenden Jahr.

Ich freue mich, als Bürgermeisterin diese Stadt repräsentieren zu dürfen und blicke zuversichtlich auf die kommenden Aufgaben und Herausforderungen in unserer Stadt.

Ihre
Birgit Alkenings