Soziales Hilden?

Obdachlose werden zur Kasse gebeten

Ist Hilden nicht die Stadt, in der die Genossen mit dem roten Herzen am Ruder stehen?

Dieses Herz ist offenbar entweder aus Leder oder aus Plastik. Denn anders kann man den Beschlussvorschlag nicht deuten, den die Bürgermeisterin dem Sozialausschuss vorgelegt hat.

Von den Menschen, die sich in Hilden keine der hochpreisigen Wohnungen leisten können und die auch nicht im Kirchenasyl Zuflucht finden, sondern schlicht und einfach obdachlos sind, will die Stadt mehr Geld.

Zurzeit wird  jeder obdachlose Mensch, der sich in einer der städtischen Notunterkünfte aufhält, pro Quadratmeter mit 4,40 EUR zur Kasse  gebeten.

Ab Mitte März – also unmittelbar nach Beschluss durch den Rat, weil die Stadt es offenbar kaum erwarten kann, die ärmsten Teufel abzukassieren – soll dieser Betrag auf 4,90 pro Quadratmeter steigen.

Das entspricht einer um 11,36 % !

Diese Steigerung ist gewiss „moderat und vertretbar“, wenn man beispielsweise über das EInkommen der Bürgermeisterin oder auch nur über die Aufwandsentschädigung eines Fraktionsvorsitzenden einer Zwei-Mann-Truppe verfügt.

Als Beleg für die glänzende Entwicklung der Vermögensverhältnisse obdachloser Menschen verweist die Bürgermeisterin darauf, dass die „angemessenen Kosten für die Unterkunft“, die ein Obdachloser geltend machen kann, von 277 EUR in 2005 auf 306 EUR in 2014 angehoben worden sind.

Ja, die allgemeine Elendsverwaltung weiß auf den Cent genau, wie viel Menschen wert sind, die keine Lobby haben und die sich nicht wehren können.

Und weil die „Unterhaltungskosten für die Bereitstellung von Notunterkünften“ seit 2005 ebenfalls gestiegen sind, folgt daraus für Sozialdemokraten und andere unweigerlich und zwangsläufig, Obdachlose mit einer Art „Solidaritätsabgabe“ zur Kasse zu bitten.

Da sind die Bürokraten im Rathaus gnadenlos. Sie begnügen sich nicht damit, die Benutzungsgebühr im selben Verhältnis zu erhöhen, wie sie dieses in der Sitzungsvorlage behaupten:

Die Anhebung der Nutzungsgebühr von derzeit 4,40 EUR/qm um 10,5 % ergäbe nämlich 4,86 EUR. Doch weil man es ja von einem Personenkreis nimmt, der ja geradezu  fürstlich alimentiert wird, soll dieser Betrag auf 4,90 EUR aufgerundet werden.

Keine Gnade diesen Einkommensmillionären!

Die Stadt rechnet mit einer Steigerung der Einnahmen um rd. 3.500 EUR im Jahr. Voraussetzung dafür wäre eine „Vollbelegung der Unterkünfte“. 

Bei der Wohnungsbaupolitik, die in Hilden seit Jahrzehnten betrieben wird, dürfte es in Obdachlosenunterkünften keinen „Leerstand“ geben!

Es passt zu dieser technokratisch-bürokratischen Sicht auf Menschen in existenzieller Not, dass ihnen jede Form der Selbstbestimmung verweigert wird:

  1. Sie werden eingewiesen.
  2. Sie sind jederzeit in eine andere Unterkunft „umzusetzen“.

Diese Praxis bekommt den Beifall der Stammtische (nicht nur in Hilden). Und die Mehrheit im Sozialausschuss und im Rat. Ob es auch nur eine Gegenstimme geben wird?

Es geht auch anders:

„Sinnmöglichkeiten entdecken – Leiden als Herausforderung“