Auch Waldemar…

…würde Bommi saufen

Warum denn nicht?

Wenn ein Pulk politischer Strauchdiebe behauptet, der in 1560 in Hilden geborene und angeblich „größte deutsche Wundarzt“ des 16. Jahrhunderts hätte „Bommi“ gewählt, dann wird man doch schlussfolgern dürfen, auch Hildens 1993 verstorbenes  „Original“ hätte sich mehr als einen Bommerlunder gegönnt?!

Oder geht es um mehr? Um seriöse Politik?

Ja, dann sähe man sich angesichts dieses Wahlkampfs ohne Niveau und Inhalte erst recht veranlasst, es dem „Waldemar“ gleichzutun, sich mehr als einen „Bommi“ reinzuziehen und fluchend durch die Innenstadt zu laufen.

Denn was einem beispielsweise der Wind vom politischen Rinnstein auf den Schreibtisch weht, das ist von solch bodenloser Dummheit, das man schier verzweifeln möchte: an den Menschen, die so etwas geschrieben haben, an den Kandidaten, die so etwas verteilen und an Menschen, die auf so etwas hereinfallen (sollten).

Georg Büchner, der den „Bommi“ garantiert nicht gewählt hätte, lässt eine seiner Dramenfiguren fragen: „Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?“ Man möchte ergänzen: „Was ist das, was euch solche Flugblätter schreiben und verteilen lässt?“

Man könnte es sich „ganz einfach“ machen und solche Machwerke wie das Flugblatt der dUH-Nachfolger „Unsere Politik ist ganz einfach! Wir machen’s einfach!“ als weiteren Beleg für die These verwenden, „die“ Politik sei niveaulos und ein schmutziges Geschäft.

Es scheint ja zu den tief Phrasensumpf im gegründeten Vor-Urteilen zu gehören, dass alle Politiker vor einer Wahl etwas versprechen, das sie nach dem Wahltag nicht halten können.

Auch Politiker nehmen diese „Volksweisheit“ gerne für sich in Anspruch, wie beispielsweise der damalige SPD-Vorsitzende Müntefering 2008: „Wir werden als Koalition an dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden ist. Das ist unfair.“

Wem dieser Zynismus noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, wer eine einigermaßen durchgehaltene Treue zu politischen Grundsätzen und Wahlversprechen immer noch für eine Tugend hält, der fühlt sich beleidigt durch Flugblätter dieser Art.

Doch offenbar rechtfertigt die Aussicht auf ein Ratsmandat  jedes (rhetorische) Mittel.

Die dUH-Nachfolger, denen sich auch einstmals freie Liberale unterworfen haben, behaupten, ihre Politik so doch so einfach. So einfach, dass man sich fragt: „Ja, wenn das so ist: Warum ist denn noch niemand darauf gekommen?“

Dieser Politikstil, der suggeriert, man müsse nur den oder die da wählen, dann wird alles gut, dann klappt das alles schon, hat historische Vorbilder.

Auf der einen Seite steht die charismatische Lichtgestalt, die alles lenkt und entscheidet und auf der anderen Seite das passive, entpolitisierte Masse, die ihn oder sie machen lässt.

Differenzierung ist nicht gewünscht, ist Schwäche und hat keinen Platz in einem Wahlkampf, der vereinfacht, Zusammenhänge ignoriert, Entscheidungsebenen miteinander vermischt und eine All-Kompetenz vorspiegelt, die endlich von der Konsenssuche befreit und folglich entfesselt werden müsse: „Der räumt auf!“

Garniert mit dem anti-institutionellen Ressentiment gegen „die da oben“ oder „die da im Rathaus“, zu denen dieser Kandidat ja endlich gehören möchte, wird eine hemdsärmelige Wurstigkeit an den Tag gelegt, die beim „Chiemgauer Bauerntheater“ besser aufgehoben wäre.

Was für ihn und seine Truppe zählt, das ist die Stimmung, die durch das Bild des Musketiers erzeugt wird, der es mit allen aufnimmt, und zwar zum Wohle aller, versteht sich. Verglichen mit ihm war Don Quijote ein Realpolitiker mit Mut zum eigenen Risiko.

Die Windmühlen waren real. Doch „Bommi“ bewegt sich vor einer Kulisse. Mit falschen Muskeln, auf schwarz lackierten Stelzen. Ein Scheinriese, der nicht einmal aus der Ferne beeindruckt. Seine inszenierte Zweifellosigkeit ist substanzlos:

Zwei Beispiele:

„Deshalb werden wir einfach die Strompreise senken“, verspricht der „Bommi“. – Seitdem er und seine Mitstreiter 2008 Hildens Stadtwerke ohne Bürgerentscheid teilverkauft haben, geht das nicht ohne Düsseldorf. Und schon gar nicht ohne eine Mehrheit im Aufsichtsrat.

„Wir werden ein Hildener Stadtgebiet ohne große Windkraftanalagen und ohne CO-Pipeline, aber mit Flüsterasphalt schaffen“, kündigt „Bommi“ an. – („Kleine Windkraftanlagen“ schließt er nicht aus!) Nichts davon kann der Stadtrat allein entscheiden!

Was zählen Fakten? Es geht um Stimmungen und um Stimmen.

Nach der Wahl will auch „Bommi“ nur ins Bett der SPD.