„Schokoladensachen“

Über öffentliche Barmherzigkeit

Alle fünf Jahre, wenn Weihnachts- und Vorwahlkampfzeit nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind, naht die große Stunde der selbstlosen, barmherzigen Samariter.

Und stets ist auch mindestens eine Begleitperson dabei, die den historischen Augenblick im Bild festhält, wenn ein offenbar publikumsscheuer Mäzen sich entreichert.

So oder so ähnlich muss es auch am 16. Dezember gewesen sein. Dem Leiter der Essen- und Wärmestube übergab da jemand  „eine Sachspende und einen Geldbetrag für eine bedürftige Familie mit mehreren Kindern.“

Und „die Spender“ dieses Geldbetrags wollten – so erfährt man, nachdem die selbstlose Aktion mitsamt Foto nun doch in die Öffentlichkeit geraten ist – „über die Höhe bewusst keine Angaben machen.“ Das etwas in die Breite gegangene Gesicht des Geldboten muss da reichen.

Es ist immer schön und das Herz erwärmend, wenn beim Überbringer der Spende von „Mitbürgern am Rande der Gesellschaft“ die Rede ist und nicht mehr von „‚Staatskunden‘, die von Hartz IV leben und denen städtisch subventionierte Komfortwohnungen lieber sind als ihr jetziger sozialer Brennpunkt.“

Auch ihm, dem vom Saulus zum „Bürgermeisterkandidat“ der dUH-Nachfolger Gewordenen, wurde die „Schere zwischen Arm und Reich wieder besonders bewusst.“ Diese jahreszeitlich bedingte Erkenntnis weicht nach Weihnachten leider wieder der Realpolitik, wie ein kurzer Blick zurück belegt:

  • Der frühere dUH-Fraktionsvorsitzende und jetzige „Bürgerkeisterkandidat“ wollte den Zuschuss an die SPE Mühle (u.a. Träger der Wärmestube) ab dem Jahr 2012 um 50.000 EUR kürzen. Begründet wurde dieser Betrag, über dessen Höhe der Spender damals durchaus bewusst eine Angabe machte, mit der Forderung, „dass städtisches Geld in erster Linie für Dienstleistungen für die Hildener Bevölkerung ausgegeben werden soll.“  
  • Und obwohl der Träger der Wärmestube sich den „Mitbürgern am Rande der Gesellschaft“ widmet und beispielsweise Obdachlose betreut, hatte der „Bürgermeisterkandidat“ noch im Juni 2012 gegen eine entsprechende Vereinbarung zwischen Stadt und SPE Mühle gestimmt.
  • Abgelehnt hatte auch der Spender den städtischen Zuschuss zur baulichen Erweiterung des Familienzentrums „Mühle“ e.V., um dort eine weitere Gruppe unterzubringen, denn „2.500 € pro Kind für die Innenausstattung scheinen uns auch sehr üppig bemessen zu sein.“

Die dUH-Nachfolger wollten mit einem „Geldbetrag“ jetzt Mitgefühl und soziale Empathie demonstrieren.  Wie viel kostet ein gutes Gewissen?

Aber wer von „Schokoladensachen“ spricht, die übergeben wurden, beweist damit im Grunde nur, wie wenig ihn das alles berührt.